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Arno Funke, auch bekannt als "Dagobert", führte die Polizei in Hamburg und Berlin Anfang der 1990er-Jahre monatelang an der Nase herum. Während die Ermittler alles daran setzten ihn zu fassen, legte er Bomben und erpresste Kaufhäuser. Bei den geplanten Geldübergaben bewies Funke großen Ideenreichtum und konnte den Beamten nicht nur einmal knapp entwischen. Insgesamt verursachte er Sachschäden in Höhe von 10 Millionen DM – die Kosten für die Polizeieinsätze dürften den Betrag verdoppeln.

 

Junge Jahre und erste Erpressung

Der hochbegabte Arno Funke wurde am 14. März 1950 in Berlin geboren. Schon früh zeigte sich sein Interesse an der Malerei und Fotografie. Da er es trotz großer Bemühungen nie schaffte von der Kunst leben zu können, übte er im Laufe der Zeit ganz unterschiedliche Berufe aus. Während seiner Arbeit in einer Lackierfabrik atmete er Lösungsmittel ein, was zu einer hirnorganischen Schädigung führte.

Von einer dadurch verursachten tiefen Depression und großer finanzieller Not getrieben, beschloss er im Jahr 1988, das „Kaufhaus des Westens“ zu erpressen. Er platzierte im KaDeWe eine Bombe, die nachts detonieren sollte. Ein Fehler führte zu einer Fehlzündung. Erst nachdem Funke in dem Kaufhaus tatsächlich eine Bombe zündete und damit einen Sachschaden in Höhe von 250.000 DM verursachte, wurde seiner Forderung nachgegangen. Von den dadurch erpressten 500.000 DM lebte er mehrere Jahre.

 

Karstadt-Erpressung

1992, als das Geld zur Neige ging, wollte Funke Karstadt erpressen. Er forderte zuerst 1 Million DM, später 1,4 Millionen, um einen Bombenanschlag zu verhindern. Da er über eine Zeitungsanzeige in Anlehnung an Dagobert Duck seine Zustimmung in Bezugnahme auf eine Geldübergabe gab, wurde er in den Medien von nun an „Dagobert“ genannt.

Insgesamt verübte Funke in dem Zeitraum von 1992 bis 1994 fünf Bombenanschläge und einen Brandanschlag auf Kaufhäuser der Karstadt-Kette in Hamburg, Bremen, Hannover, Magdeburg, Bielefeld und Berlin.

 

Die berüchtigten Geldübergaben

Bekannt wurde Funke in der Öffentlichkeit vor allem durch seinen Ideenreichtum, wenn es um geplante Geldübergaben ging. Durch technische Raffinesse konnte er den Ermittlern immer wieder entkommen. Einmal sollte eine Zeitstoppuhr ein Geldpaket, das an einem Zug befestigt war, abwerfen, doch unbeabsichtigterweise landete es in einem Garten. Funke war mit seinem Fahrrad vor Ort. Zwei Polizisten nahmen die Verfolgung auf, doch ein Ermittler rutschte auf dem nassen Rasen aus, der andere hatte eine Fehlzündung beim Starten seines Wagens. Funke entkam. In dem Paket waren allerdings nur Papierschnipsel.

Ein anderes Mal sollte das Geld an einem Miniatur-Schienenfahrzeug befestigt werden. Die Strecke war einen Kilometer lang und am Weg voller Knallköprer, um Funke vor nahenden Polizisten zu warnen. Wieder funktionierte sein Plan – doch wieder war das Paket nur mit Papierschnipsel gefüllt.

Ein weiteres Mal sollte das Geld in einem Streusandkiste in einem U-Bahnhof in Berlin platziert werden. Den Ermittlern war entgangen, dass die Kiste auf einem Gullydeckel stand. So konnte Funke sie vom Untergrund aus entleeren – doch wieder war kein Geld darin.

 

Polizeiarbeit

Die Polizei richtete eine Sonderkommission ein, um den Erpesser „Dagobert“ zu schnappen. Zum Teil waren mehrere Tausend Polizisten mit dem Fall beschäftigt. Doch auch wenn Funke kurz vor der Festnahme stand, konnte er doch immer entfliehen.

Wichtig war Funke stets, dass er bei seinen Bombenanschlägen niemanden verletzt, was ihm eine gewisse Beliebtheit in der Öffentlichkeit verschaffte.

 

Verhaftung und Verurteilung

Erst im Frühjahr 1994 konnte er gefasst werden, nachdem er einen weiteren Erpresseranuf von einem Kartentelefon aus tätigte. Er fuhr mit einem Mietwagen davon, hatte jedoch sein Fahrrad, das den Beamten noch von der Rasenjagd bekannt war, im Auto. Er wurde am 22. April 1994 gefasst, im Jahr 1996 zu neun Jahren Haft und 2,5 Millionen DM Schadenersatz verurteilt.

Wegen guter Führung wurde Arno Funke im August 2000 entlassen. Heute arbeitet er als Karikaturist und Autor.