Arthur Hutchinson wird am 19. Februar 1941 in South Yorkshire, Großbritannien, geboren. Er wächst zusammen mit seinem Halbbruder bei ihrer Mutter auf. Wer das Lieblingskind im Haus ist, steht von Anfang an außer Frage: Arthur.
Hutchinson gilt bereits als Kind als rückständig und gewaltbereit. Doch wann immer er zu seiner Mutter geht, gibt sie ihm das Gefühl, er könne nichts falsch machen. Diese Beziehung würde ihm schließlich zum Verhängnis werden.
Vorgeschichte
Als Teenager versucht sich Hutchinson in verschiedenen Jobs, doch eine richtige Arbeitsmoral legt er nie an den Tag. Ab seinem 16. Lebensjahr begeht er regelmäßig kleine Delikte, weshalb er es immer wieder mit der Polizei zu tun bekommt. Seine Bilanz reicht von Fahrzeugdiebstählen bis hin zu Einbrüchen. Und sein Bad-Boy-Image macht ihn damals für viele Frauen unwiderstehlich. Doch sein charmantes Auftreten als „Frauenheld“ ist rein oberflächlich.
1968 wird er sesshaft und heiratet eine Frau aus seiner Heimat, die noch heute anonym bleiben will. In Interviews gibt sie an, nach nur kurzer Zeit hätte sich Hutchinson in einen Teufel verwandelt, der sie nicht nur einmal vergewaltigt hatte. Die Ehe hält trotzdem drei Jahre.
Hutchinson wird in seiner Denkweise und in seinen Handlungen immer radikaler. Wegen mehrerer sexuellen Übergriffe landet er vor Gericht und wird verurteilt. Anschließend verbüßt er fünf Jahre wegen des Tragens von Schusswaffen und der Bedrohung seines Halbbruders. Er war erst kurz zuvor aus der Haft entlassen worden, als er 1983 wegen einer brutalen Vergewaltigung festgenommen und in Untersuchungshaft genommen wird. Doch schon lange hat er sich geschworen, seine Freiheit nie wieder verlieren zu wollen.
Zwar erscheint er am 28. September 1983 zur Gerichtsverhandlung, doch einen Besuch auf der Toilette nutzt er, um die Flucht zu ergreifen. Er vermeidet die Öffentlichkeit und gibt später an, in der Zeit hätte er sich von Löwenzahn und Wurzeln ernährt. Doch seine Freiheit ist ihm jede Entbehrung wert. Von nun an würde er sich das holen, was er wollte…
Mordserie am Hochzeitstag
Dore ist ein wohlhabender Vorort von Sheffield. Es ist Samstag, der 23. Oktober 1983. Hutchinson ist seit drei Wochen auf der Flucht und landet durch Zufall in der Gemeinde. Da er sich bei dem Sprung aus dem Toilettenfenster des Gerichtsgebäudes das Knie am Stacheldraht verletzt hatte, hat er ständig Schmerzen. Die Wunde will nicht verheilen.
An jenem Tag veranstalten zwei überglückliche Eltern einen Hochzeitsempfang für ihre frischvermählte Tochter. Unter den Gästen befinden sich der 28-jährige Bruder der Braut sowie ihre 18-jährige Schwester. Als die letzten Gäste die Party verlassen, kehrt Ruhe ein.
Hutchinson verschafft sich durch eine defekte Terrassentür Zugang in das Haus, indem bereits jeder zu schlafen scheint. Zuerst ersticht er den Bruder der Braut. Von dem Trubel geweckt, will der Brautvater nachsehen, was los ist. Doch bereits an der Treppe erwartet ihn Hutchinson, der auch auf ihn einsticht. Er fällt die Treppe hinunter und stirbt. Daraufhin geht Hutchinson in das Schlafzimmer des Ehepaars, wo er die Brautmutter angreift und tötet. Als er auf die 18-jährige Schwester der Braut trifft, entscheidet er, diese nicht zu töten. Stattdessen fesselt er sie und vergewaltigt sie mehrfach. Nachdem Hutchinson sich mit Käse und Champagner gestärkt hat, verlässt er den Tatort. Auf dem Laken seines Vergewaltigungsopfers hinterlässt er Blut von der Wunde an seinem Knie.
Ermittlungen: Auf der Spur des Fuchses
Zwar können die Ermittler am Tatort Blut des Täters, einen Gebissabdruck am Käse und DNA-Spuren sowie einen Handabdruck an der Champagnerflasche sicherstellen, doch ohne Datenbank und einen Verdächtigen, mit dem man die Ergebnisse abgleichen kann, sind die Beweise in jenem Moment nur wenig wert. Die schwer gezeichnete Augenzeugin wird daraufhin gebeten, den Mann, der sie durch die Hölle gehen ließ, möglichst genau zu beschreiben. Es entsteht ein Phantombild, das einen Mann mit lockigem Haar und einer schiefen Nase zeigt. Als die Beamten von Selby die Polizeistelle in Dore kontaktieren, um die Möglichkeit, sie könnten nach demselben Verdächtigen suchen, zu besprechen, bestätigt das Phantombild ihre Vermutung. Sie alle fahnden nach Arthur Hutchinson.
Um den Mörder schnellstmöglich zu fassen, wir das Phantombild mit der Notiz, der Tatverdächtige wäre äußerst gefährlich, in den Medien veröffentlicht. So wird aus dem Kleinkriminellen Arthur Hutchinson der meistgesuchte Mann Großbritanniens.
Doch Hutchinson liebt die Aufmerksamkeit, die er durch seine Rolle als „Staatsfeind Nr. 1“ bekommt. So beschließt er, einen Brief an die Presse zu verfassen. Hutchinson bestreitet darin die Vorwürfe gegen ihn und fordert die Medien auf, nicht mehr über die Jagd auf ihn zu berichten. Er bezeichnet sich in dem Schreiben als „I, the Fox“ („Ich, der Fuchs“).
Für die Ermittler ist die Jagd auf Hutchinson alles andere als einfach. Zwar wurde er in der Vergangenheit von den Polizisten in seiner Heimat bereits oftmals gesucht und gefasst. Doch dieses Mal zeigt er großes Geschick im Versteckspiel. Seine große Leidenschaft für Überlebenstrainings kommt ihm da sicherlich zugute.
Doch die Polizei legt geschickt Köder aus. Einerseits geben sie Hutchinson über verschiedene Medien zu verstehen, dass seine unbehandelte Knieverletzung den Verlust des Beins bedeuten könnte. Andererseits wissen sie von früheren Ermittlungen gegen ihn, wie sehr er an seiner Mutter hängt. So zapfen sie ihr Telefon an und überwachen mit Spürhunden und Suchtrupps die Gegend um ihr Wohnhaus. Und eines morgens um 4 Uhr schlägt die Falle zu. Der Fuchs beschließt am 5. November 1983 alles zu riskieren, um Schutz bei seiner Mutter zu suchen. Doch bereits am Weg durch den Wald schlagen die Spürhunde an. Passenderweise sind es Hunde, die „den Fuchs“ zu Fall bringen. Bei dem Abwehrkampf verletzt sich Hutchinson schwer, indem er unbeabsichtigt auf sich selbst einsticht. Der meistgesuchte Mann Großbritanniens wird mit einem Krankenwagen abtransportiert. Die Jagd ist nach 39 Tagen endlich beendet.
Prozess
Hutchinson liebt den Rummel während seines Prozesses im Jahr 1984. Doch als er mit dem Strafmaß von 18 Jahren konfrontiert wird, ändert er seine Aussage. Scheinbar aus dem Nichts beschuldigt er einen Reporter des „Sunday Mirror“ der Morde und der Vergewaltigung. Er konstruiert eine unglaubwürdige Geschichte, die ihn als Opfer darstellt. Nachdem das Vergewaltigungsopfer in den Zeugenstand tritt und einem vierstündigen Kreuzverhör standhält, wird selbst Hutchinsons Mutter klar: Ihr Sohn ist ein Lügner, Mörder und Vergewaltiger. Er wird schuldig gesprochen.
Chance auf Freiheit?
2002 hätte Hutchinson seine 18-jährige Haftstrafe abgesessen gehabt. Doch auf Geheiß des damaligen Innenministers wird er auf die Liste jener Gefangenen gesetzt, die keine Chance auf Freiheit haben. Doch im Juli 2013 urteilt der europäische Gerichtshof, dass lebenslange Haftstrafen gegen die Menschenrechte verstoßen würden. Zuletzt versucht Hutchinson 2017 das Urteil gegen ihn anzufechten – ohne Erfolg. Der 80-Jährige bleibt weiterhin in Haft.