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Am frühen Morgen des 20. April 1989 wurde die 28-jährige Trisha Meili im Central Park in New York City entdeckt. Ihr ganzer Körper wies derart starke Verletzungen auf, dass die Ärzte ihr kaum Überlebenschancen zuschrieben – der Fall wurde als Tötungsdelikt behandelt. Doch nach fast zwei Wochen im Koma wachte Meili wieder auf. Bis heute kann sie sich nicht mehr an den Angriff erinnern.

Die grausame Attacke auf die Investmentbankerin, die am Abend zuvor joggen gegangen war, fiel in eine Zeit, die in New York City von Gewalt geprägt war – allein im Jahr 1988 hatte es 1.896 Tötungsdelikte gegeben.

Das Verbrechen führte zu landesweiten Protesten und zur schnellen Verhaftung von fünf latein- und afroamerikanische Jugendlichen - Antron McCray, 15, Kevin Richardson, 15, Yusef Salaam, 15, Raymond Santana, 14, und Korey Wise, 16 -, die später als die "Central Park Five" bekannt wurden. Sie alle wurden schuldig gesprochen und zu jeweils 15 Jahren Haft verurteilt.

Die Geschehnisse lösten eine Medienlawine aus und richtete den Blick auf die rassistischen Spannungen innerhalb der Stadt. Sie verstärkte Vorurteile gegenüber afroamerikanischen Jugendlichen und verdeutlichte die Unzulänglichkeiten des Justizsystems.

Dass es sich bei dem Ganzen um einen rassistisch motivierten Justizirrtum handelte, kam erst 2002 ans Licht. Ein bereits wegen Serienvergewaltigung und Mord verurteilter Mann, Matias Reyes, gestand den Angriff auf Meili. Neue DNA-Beweise untermauerten sein Geständnis und zeigten, dass Reyes der alleinige Täter war. Infolgedessen wurden die Anklagen gegen die fünf Männer aufgehoben, die zuvor für die Tat verurteilt worden waren. Als Ausgleich für die jahrelange Fehlverurteilung erhielten sie eine Entschädigung in Höhe von 41 Millionen US-Dollar.

 

Die Tatnacht

Vom 20. auf den 21. April 1989, jener Nacht, in der der Übergriff auf Meili stattfand, soll eine Gruppe von etwa 30 Jugendlichen, "Wolve Pack" genannt, eine Serie von Überfällen in der Nähe verübt haben. Unter anderem wurden ein Pärchen auf einem Tandemfahrrad, ein männlicher Jogger und ein Taxifahrer angegriffen. Eine Zeitung berichtete, dass angeblich ein Dutzend Jugendliche Meili packten und sie in eine Schlucht abseits des Wegs zerrten, wo sie laut den Aussagen der Ermittler wie Tiere über sie hergefallen sein sollen. Laut einem anderen Magazin verwendete die Polizei den Begriff "wilding" um die Taten der Jugendlichen zu beschreiben. Die Verdächtigen sollen in der Untersuchungshaft den Rap-Hit "Wild Thing" von Tone Lōc zum Spaß zum Besten gegeben haben.

Die Verbrechen waren monatelang auf den Titelseiten präsent. Die Jugendlichen wurden als Symbole für Gewalt dargestellt und als "blutrünstig", "Tiere", "Wilde" und "menschliche Mutationen" beschrieben, die durch rassistische Motive getrieben, Weißen Schaden zufügen wollten.

Um die Empörung weiter anzuheizen, schaltete Donald Trump, der damals Immobilien-Unternehmer war, im Mai 1989 ganzseitige Anzeigen in verschiedenen Zeitungen mit der Überschrift "Bring Back The Death Penalty. Bring Back Our Police!" ("Bringt die Todesstrafe zurück. Bringt unsere Polizei zurück!")

 

 

Die Tatverdächtigen

Einer der Central Park Five kommentierte das damalige Geschehen folgend: „Unter Druck gaben wir falsche Geständnisse ab. Obwohl wir unschuldig waren, verbrachten wir unsere prägenden Jahre im Gefängnis und wurden als Vergewaltiger gebrandmarkt."

Trotz Inkonsistenzen in ihren Aussagen, fehlender Augenzeugen und fehlender DNA-Beweise, die sie mit dem Verbrechen in Verbindung brachten, wurden die fünf in zwei Prozessen im Jahr 1990 verurteilt. McCray, Salaam und Santana wurden wegen Vergewaltigung, Körperverletzung, Raub und Aufruhr schuldig befunden. Richardson wurde wegen versuchten Mordes, Vergewaltigung, Körperverletzung und Raub für schuldig befunden. Korey wurde wegen sexuellen Missbrauchs, Körperverletzung und Aufruhr schuldig befunden. Sie verbrachten zwischen sechs und 13 Jahren im Gefängnis.

Nachdem im Jahr 2002 mit Matias Reyes der wahre Täter gefunden war, reichten die Central Park Five im Jahr 2003 eine Zivilklage gegen die Stadt New York wegen böswilliger Strafverfolgung, rassistischer Diskriminierung und seelischer Belastung ein. Städtische Beamte kämpften mehr als ein Jahrzehnt lang gegen den Fall, bevor sie schließlich einer Einigung über 41 Millionen Dollar zustimmten. Das entspricht in etwa einer Million Dollar pro Person und Jahr im Gefängnis.

Die Geschichte der Central Park Five zeigt, wie das Justizsystem versagen kann und wie Vorurteile das Bild beherrschen. Sie verdeutlichte auch, wie Medien und die Öffentlichkeit Einfluss auf den Verlauf einer Ermittlung nehmen können.

 

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