Funkelnde Lichter, eingepackte Geschenke mit Schleifen, Zeit verbringen mit der Familie... und Mord.

Für einige Menschen ist die Weihnachtszeit nicht die schönste Zeit des Jahres. Wir sehen uns einige berühmte Weihnachtszeit-Morde und die Psychologie der Mörder an. Wir wollen herausfinden, warum es für einige Menschen solch eine fröhliche Zeit des Jahres ist und warum sie in anderen eine tödliche Wut hervorrufen kann.

 

Das Covina Massaker

Covina, ein Vorort von Los Angeles, war 2008 Schauplatz eines grausigen Heiligabends. Der Mörder, Bruce Jeffrey Pardo, kreuzte auf einer Weihnachtsfeier auf und trug ein Weihnachtsmannkostüm. Das Problem war, dass er nicht eingeladen war. Und er war auf Blut aus.

 

Pardo eröffnete das Feuer auf seine Exfrau Sylvia Ortega Pardo und ungefähr 25 ihrer Gäste - darunter ein achtjähriges Mädchen, das die Tür aufmachte – bevor er das Geschenk auspackte, das er mitgebracht hatte: Einen selbstgebauten Flammenwerfer.

 

„Die Winterferien haben den Anstrich der „Familienferien“. Morde, die in dieser Zeit geschehen, haben oft damit zu tun, dass der Mörder kürzlich einen geliebten Menschen verloren hat oder dass er wütend auf einen früheren Partner ist, der ihn zurückgewiesen hat oder dass er verbittert ist, dass eine Familie scheinbar alles hat“, erklärt Dr. Renée Carr, eine klinische Psychologin.

 

Pardos Scheidung war eine Woche zuvor gerade erst zu Ende gebracht worden. Die Polizei spekulierte, dass das der Auslöser war, der zu dem Massaker führte, bei dem neun Menschen starben, darunter Sylvia und ihre Eltern. Obwohl Pardo ein Flugticket dabei hatte, das auf einen Fluchtplan hinwies, nahm er sich kurz nach dem Angriff das Leben – aber erst, nachdem er ein Feuer entfacht hatte, das das ganze Haus verschlang.

Für den Brand, der durch Rennbenzin entfacht und durch zwei brennende Kamine noch befeuert wurde, brauchten 80 Feuerwehrleute zwei Stunden, um ihn zu löschen. Viele der Opfer konnten nur noch anhand ihrer Zähne identifiziert werden. 

Carr erklärt, dass die Psychopathologie hinter der Wut und den Morden an den Feiertagen mangelnde Empathie für das Leben anderer Menschen oder Lebewesen sei. „Das stammt höchstwahrscheinlich aus der Kindheit des Mörders, wenn sie schwer vernachlässigt, psychologisch, emotional und/oder sexuell missbraucht wurden“, so Carr. „Als Erwachsener überträgt diese Person unbewusst diese Gefühle und Gedanken in Wut, die letztendlich zu Aggression und einem möglichen Mord führen kann.“

 

Die Weihnachtsmorde von Dallas

Ein anderer Mörder, Aziz Yasdanpanah legte sich am 25. Dezember 2011 das weihnachtlich rot-weiße Kostüm in Erwartung seines Amoklaufs an. Dann betrat er in Dallas, im US-Bundesstaat Texas, das Haus seiner Frau, mit der er zerstritten war und fing an auf die Familie zu schießen. Sie hatten gerade alle Geschenke ausgepackt.                    

Insgesamt tötete er sechs Menschen, darunter seine Frau und seine zwei Kinder, bevor er sich selbst umbrachte. Die Opfer und zwei Handfeuerwaffen wurden in der Küche und im Wohnzimmer gefunden. Überall lagen Geschenke und Geschenkpapier auf dem Boden herum.

Yazdanpanah hatte mit finanziellen und ehelichen Problemen zu kämpfen, was nach Meinung der Kripobeamten zu seiner Haltung vor dem erweiterten Selbstmord führte. Wie beim Covina-Fall war der Selbstmord wahrscheinlich eine Last-Minute-Entscheidung, als der Mörder überfordert war. Am Tatort hat Yazdanpanah noch versucht, seinem Schwager eine Waffe in die Hand zu legen.

Nach Aussage von Carr sind Menschen, die Gewalttaten während der Weihnachtszeit begehen, häufig von Gefühlen der Ablehnung erfüllt. Diese Ablehnung kommt üblicherweise von einer Person, die der Täter liebt, einem Ex-Partner oder jemandem, mit dem er geflirtet hat. „Normalerweise nehmen sie ihr Opfer genau ins Visier und ihre Gewalt ist ein direkter Ausdruck ihrer Frustration, ihrer Wut, ihres Hasses oder Zorns gegenüber dieser Person“, so Carr. „Diese Angreifer sind häufig auf die Fantasie fixiert, dass die Weihnachtszeit ein Synonym ist für Liebe, Familie und Spaß. Sie glauben, dass ihr angestrebtes Opfer der Grund ist, warum sie leiden und einer ‚idealen’ Weihnachtszeit beraubt wurden.“

 

Die Morde an der Lawson-Familie

Am 1. Weihnachtsfeiertag im Jahr 1929 tötete der Tabakbauer Charlie Lawson in seinem Zuhause in Germanton in North Carolina seine Frau und alle seine Kinder bis auf eins.

Nur wenige Tage, nachdem er die Familie für ein teures Familienporträt zusammengetrommelt hatte und kurz nachdem er und sein ältester Sohn Arthur jagen waren, versteckte Lawson sich in der Scheune und lauerte zwei seiner Töchter auf, schoss auf sie und prügelte sie zu Tode. Er ging zurück zum Haus, tötete seine Frau auf der Veranda und machte dann Jagd auf seine älteste Tochter und seine zwei jüngsten Söhne, die sich im Hausinneren versteckten. Dann lief er in den Wald und brachte sich um.

Der einzige Überlebende des Massakers war der 16-jährige Arthur, der in die Stadt gegangen war, um nach ihrer morgendlichen Jagd neue Munition zu kaufen.

Obwohl man bis heute nicht weiß, warum Lawson seine Familie tötete, erklärt Carr, dass Morde generell eher von jemandem aus der Opfer-Familie begangen werden als von einem Fremden.

„Menschen, die ihre Familie oder ein Familienmitglied während der Weihnachtszeit ermorden, haben wahrscheinlich eine unterdrückte Wut in sich, hegen Feindseligkeit, Neid oder Frustration gegenüber diesem Familienmitglied oder dem, was diese Person darstellt“, erklärt Carr. „Weil erwartet wird, dass die Weihnachtszeit voller Glück und Familie ist, erfahren unglückliche Familienmitglieder möglicherweise einen psychologischen „Bruch“ und können ihre unangenehmen Gedanken, Gefühle oder ihren Ärger nicht mehr unterdrücken. Morde dieser Art sind häufig reaktiv und ungeplant.“

 

- Sonya Vatomsky