Die US-amerikanische Stadt Chicago wurde Schauplatz einer verstörenden Geschichte. Anthony Mendoza (17) schoss seinem Freund Christian Bandemer (16) mit einer Schrotflinte in die Brust. Nach seiner Verhaftung veröffentlichte Anthony ein Video auf Snapchat, und zwar vom Rücksitz des Polizeiautos: Es zeigte den mutmaßlichen Mörder und sein Geständnis: „Ich habe Chris umgebracht und jetzt werde ich mich selbst töten.“
Es ist nicht das erste Mal, dass Snapchat als Plattform für die grausamen Taten Jugendlicher benutzt wird. Vor weniger als einem Jahr folterten zwei 16-jährige Mädchen in Hartlepool (UK) eine 39-jährige Frau bis zum Tod. Nachdem sie ihren Schädel mit einem Fernsehgerät eingeschlagen hatten, sie mit Messern verletzt und sie lebendig verbrannt hatten, posierten die beiden Jugendlichen mit ihrer Leiche für ein Selfie. Auf dem Bild, das auf Snapchat landete, sah man die beiden lachenden Mädchen mit ihrem Opfer und der Bildunterschrift: „Nah“.
Dr. Victoria Nash, Ärztin am Institute of Internet in Oxford hält die Funktionsweise von Snapchat mitverantwortlich für das unverantwortliche Verhalten von Jugendlichen. Der vergängliche Charakter einer Plattform wie Snapchat impliziere, dass man mehr Risiken eingehen könne. Es animiere in jedem Fall zu waghalsigeren oder – im schlimmsten Fall kriminellen – Taten.
Auch Dr. Shakuntala Banaji von der School of Economy and Political Science in London hält den flüchtigen Charakter von Snapchat für maßgeblich daran beteiligt, dass Jugendliche unüberlegte oder gar strafbare Taten begehen, ohne sich der Konsequenzen vollständig bewusst zu sein.