Einige der schlimmsten Serienmörder unserer Zeit haben etwas gemeinsam – außer ihrem Durst nach Blut: Sie waren alle adoptiert. David Berkowitz (alias Son of Sam), Ted Bundy, Aileen Wuornos, Joel Rifkin und der „Boston Strangler“ sind nur eine Handvoll der bekanntesten Serienmörder, die adoptiert waren.

Natürlich impliziert ein Zusammenhang noch keine Kausalität, aber gibt es etwas, das wir über diesen Zusammenhang lernen können?

Bei einigen adoptierten Kindern, vor allem bei Inkognito-Adoptionen, bei denen die Geburtsdokumente versiegelt sind, haben Nachforschungen gezeigt, dass es zu Traumata und psychischen Erkrankungen führen kann, wenn die Personen nicht wissen, wo sie herkommen. Aber kann diese Art eines Kindheitstraumas in extremen Fällen zu einer späteren Neigung zu Gewalt beitragen? Diese Frage beschäftigt Kriminologen und Psychologen seit Jahrzehnten.

A&E Real Crime sprach mit dem Kriminologen Dr. Scott Bonn, dem Autor von „Why We Love Serial Killers“, um herauszufinden, ob es einen Beweis für einen Zusammenhang zwischen Adoptivkindern und Serienmördern gibt.

 

Was ist Ihre Meinung zu der Behauptung, dass Adoptivkinder unter Serienmördern übermäßig stark vertreten sind?

Wenn es um sehr prominente Serienmörder geht, waren einige von ihnen tatsächlich adoptiert. Es scheint eine Verbindung zu geben, aber ich würde sicher nicht sagen, dass es einen Kausalzusammenhang gibt. Die Tatsache, dass sie adoptiert waren, hat nicht dazu geführt, dass sie Serienkiller wurden. Es gibt Millionen Leute, die jedes Jahr adoptiert werden und die keine Gewaltverbrecher oder Serienmörder werden.

David Berkowitz zum Beispiel war ein sehr entfremdeter, verhaltensgestörter und verängstigter Junge, lange bevor er herausfand, dass seine leibliche Mutter ihn  zur Adoption freigegeben hatte. Berkowitz wurde von seinen Adoptiveltern erzählt, dass seine Mutter bei seiner Geburt starb. In den frühen 1920er Jahren fand er heraus, dass das nicht wahr war und das hat seine Wut sicherlich angefacht. Aber die Grundlagen für seine Pathologie wurden lange vorher gelegt.

 

Hat er jemals über seine Adoption gesprochen?

Ja und er hat seine Adoptiveltern geliebt. Als seine Mutter Pearl Berkowitz starb, war er sehr traurig. Sein Vater Nathan wurde 101 Jahre alt. Nathan starb vor ein paar Jahren und Berkowitz hat mir erzählt, dass das eine der schlimmsten Erfahrungen seines Lebens war, weil Nathan der einzige war, der ihm immer zur Seite stand.

 

Die Anwälte von Joel „The Ripper“ Rifkin nutzten seine Adoption als Teil seiner Verteidigung, als er 1994 wegen des Mordes an 17 Frauen vor Gericht stand. Sie behaupteten, dass ein Trauma seiner Adoption ihn dazu gebracht habe zu töten. Haben andere Serienmörder jemals öffentlich gesagt, dass sie wegen ihrer Adoption traumatisiert waren?

Ja, Rifkins Verteidigungsteam nutzte das. Es gibt viele unterschiedliche Krankheitsbilder: Das Frauenhaus-Syndrom, das Adoptivkind-Syndrom. Anwälte nutzen das, um zu zeigen, dass ihre Klienten nicht voll schuldfähig sind für das, was sie getan haben. Aber Joel Rifkin war ein völliger Psychopath und ich glaube, dass er nichts für irgendwen gefühlt hat. Daher ist die Vorstellung unwahrscheinlich, dass er aufgrund seiner Adoption unzufrieden war. Er ist fast wie eine Maschine. Ich denke nicht, dass seine Adoption sein Krankheitsbild verstärkt hat.

 

Können Sie die Strategie von Rifkins Verteidigung für jene erklären, die nicht mit dem Fall vertraut sind?

Grundsätzlich war seine Rechtfertigung die, dass er nicht liebevoll aufgezogen wurde. Und als er herausfand, dass er als Kind verlassen worden war, führte das später bei ihm zu aggressivem Verhalten und Gewalt als Vergeltung gegen eine Welt, die ihn unfair behandelt hatte.

Viel lag auch daran, dass Ted Bundy belogen wurde, als er aufwuchs. Er dachte, dass seine Mutter seine Schwester war! Kann das zu einer krankhaften Psyche beitragen? Hat es ihn verärgert? Sicherlich, vielleicht hat er das Gefühl gehabt, dass ihm auf irgendeine Weise geschadet worden ist. Aber trotzdem, Bundys Krankheitsbild wurde wesentlich früher begründet. Er ist ein weiterer Mörder, der ein totaler Psychopath war, deswegen denke ich auch nicht, dass ihn irgendetwas verärgert hat.

 

Gibt es ein Thema, das diese adoptierten Mörder vereint?

Nein. Ich glaube, die Tatsache, dass sie adoptiert sind, ist einfach eine Tatsache. Es gab Tausende von Serienmördern seit 1900 und ich weiß nicht, ob es Beweise gibt, dass adoptierte Kinder übermäßig stark vertreten sind unter der Gesamtmenge an Serienmördern. Übermäßig stark präsent sind sie unter den juristischen Fällen, die von großem öffentlichen Interesse waren.

 

Was ist mit den adoptierten Mördern, die keine Serienkiller sind, die aber stattdessen Menschen umbringen, die sie kennen? Kommt das häufig vor?

Ich kenne keine Statistiken zu dem Thema. Aber lassen Sie es mich so sagen: Ich wäre sehr skeptisch. Manchmal wachsen Menschen, die adoptiert sind, in einem stabileren und liebevolleren Zuhause auf als sie es sonst gehabt hätten. Berkowitz ist ein Beispiel dafür. Er war der Sohn zweier Personen, die mit jemand anders verheiratet waren. Er kam als Adoptivkind in ein sehr liebevolles, stabiles Zuhause.

Viele Serienmörder sind Psychopathen. Sie empfinden keine normalen Emotionen und Empathie. Ungefähr 25 Prozent haben noch eine andere Persönlichkeitsstörung oder eine schwere psychische Erkrankung. Das ist meiner Meinung nach das, worum es hier geht. Die Persönlichkeitsstörungen sind die Unsicherheit, die sie zur Gewalt bringen; nicht die Tatsache, dass sie adoptiert wurden. Sie sind vor allem sehr verhaltensgestörte Individuen.

 

Also hat es nichts damit zu tun, wie sie geboren oder aufgezogen wurden?

Ich glaube, dass Psychopathen geboren und nicht gemacht werden. Irgendetwas stimmt nicht mit der Verknüpfung im Gehirn. Neurowissenschaftler haben die Aktivität eines Psychopathen-Gehirns mit einem normalen Gehirn untersucht und sie verarbeiten Informationen und reagieren auf Reize unterschiedlich.