Von vielen männlichen Serienkillern fallen Ihnen sicherlich sofort einige Namen ein: Jeffrey Dahmer, John Wayne Gacy, Ed Gein, Ted Bundy oder Jack the Ripper. Aber es gibt wesentlich weniger weibliche Killer, die einem einfallen.

Vielleicht erinnern Sie sich an Aileen Wuornos, die mindestens sechs Menschen in Florida getötet hat und 2002 hingerichtet wurde. Oder vielleicht haben Sie von Mary Ann „Dark Angel“ Cotton gehört, einer Engländerin, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts gelebt hat und deren Ehemänner und Familienmitglieder alle an Magenproblemen starben. Sie wurde verurteilt, ihren siebenjährigen Stiefsohn getötet zu haben und soll mehr als zwanzig weitere Personen umgebracht haben – wahrscheinlich mit Arsen. Sie wurde 1873 gehängt.
Und vielleicht haben Sie über Belle Gunness gelesen, eine Witwe, die im frühen 20. Jahrhundert mehr als ein Dutzend Verehrer auf ihre Schweinefarm in Indiana gelockt und dann umgebracht haben soll. Nach einem verdächtigen Feuer wurde sie nie wieder gesehen, aber ein Dutzend Leichen wurden auf ihrem Grundstück gefunden.

Warum gibt es – soweit wir wissen – weniger Serienmörderinnen? Weil Serienmörder generell eine seltene und ungewöhnliche Art von Menschen sind, sagt Christina DeJong, Privatdozentin an der School of Criminal Justice an der Michigan State University und Vizepräsidentin der American Society of Criminology. „Der Durchschnitt denkt, dass es mehr Serienmörder gibt als es tatsächlich der Fall ist.“
DeJong schreibt auch den Lehren der Natur und der Erziehung die Gründe zu, dass es scheinbar weniger weibliche Serienkiller gibt: Männer sind im generellen körperlich größer und stärker als Frauen und Frauen werden häufig weniger aggressiv und weniger körperlich erzogen als Männer. „Im Großen und Ganzen ist es unwahrscheinlicher, dass Frauen in ein Gewaltverbrechen verwickelt sind, wenn Sie sich die Raten bei Körperverletzung und Mord angucken“, sagt DeJong.
Gibt es etwas, das diese spezifischen Frauen miteinander verbindet?
„Kriminologen sind dafür geschult, Hunderte von Fällen anzusehen und Muster zu erkennen“, so DeJong, „aber die Fallzahl hier ist so klein, dass wir am Ende verallgemeinern müssen.“ Das heißt, wenn es um eher ungewöhnliche weibliche Serienkiller geht, wie die schwarze Witwe, die viktorianische Giftmörderin, die verwirrte und abhängige Freundin, dann ist es schwieriger, die zu Grunde liegenden Motivationen zu klären.
Selbst die, die zu allgemein bekannten Namen wurden, kann man schwer gruppieren, weil „sie so individuell und abhängig von den Umständen ihrer eigenen Situation sind“, sagt DeJong. „Alles, was man tun kann, ist, sich die individuellen Fallstudien anzugucken, sie tiefgehend zu analysieren. Deswegen kennt jeder Aileen Wuornos Namen – weil es niemanden gibt, der so ist wie sie.“
Oder doch? Wir haben vier Serienmörderinnen in der Geschichte gefunden, deren faszinierende Geschichten heutzutage so gut wie vergessen zu sein scheinen.

 

Amelia Elizabeth Dyer - Das Ungeheuer von Reading

Sie war das, was man im viktorianischen England „baby farmer“ nannte – eine Kinderpflegerin. Dyer verlangte eine Gebühr von unverheirateten Frauen, die ihre Schwangerschaften nicht länger verheimlichen konnten. Wegen der gesellschaftlichen Sitten konnten diese allein erziehenden Mütter nicht arbeiten (außer als Prostituierte). Außerdem konnten sie wegen der Gesetze der damaligen Zeit wenig finanzielle Unterstützung von den Vätern einfordern. Dyer kümmerte sich um diese Kinder für eine wöchentliche Gebühr, sparte das Geld aber und ließ die Kinder langsam verhungern.
Nachdem sie wegen Kindesvernachlässigung kurz im Gefängnis war, änderte sie ihre Methoden: Sie nahm eine einmalige Gebühr und adoptierte die Babys. Man geht davon aus, dass sie die Kinder schnell strangulierte und in einen Fluss warf oder in ihrem Garten vergrub.
Nach einem der aufsehenerregendsten Prozesse der damaligen Zeit wurde Dyer wegen Mord an einem Baby, das in der Themse gefunden wurde, verurteilt. (Sie soll der Polizei gesagt haben, dass sie den Fluss nach Leichen absuchen sollen. „Meine werden Sie an dem Band um den Hals erkennen.“) Die Polizei ging davon aus, dass sie in ihrer 30-jährigen Karriere mehr als 300 kleine Opfer umgebracht haben könnte. Sie wurde im Newgate Prison am 10. Juni 1896 gehängt.

 

Delfina und María de Jesús Gonzàlez Valenzuela - Das mexikanische Bordell der Hölle

Das Guinnessbuch der Rekorde nannte es die „produktivste Mörder-Partnerschaft“. In den 1950er und 1960er Jahren führten Delfina und María Gonzàlez ein Bordell namens Rancho El Angel im Bundesstaat Guanajuato im Norden von Mexiko City. Sie sollen junge Frauen als Dienstmädchen über Aushilfsanzeigen angeworben und die Bewerberinnen dann zur Prostitution gezwungen haben. Wenn die Frauen sich wehrten oder krank wurden, haben die Schwestern sie hungern lassen, sie geschlagen und/oder sie getötet. Das Schwesternpaar soll auch Kunden umgebracht haben, die mit viel Bargeld im Bordell auftauchten.
1964 wurden die Schwestern verurteilt, mindestens 80 Mädchen getötet zu haben. Beide erhielten die Höchststrafe von 40 Jahren Gefängnis. 19 weitere Mitglieder des Sklavenringes, darunter andere Familienmitglieder, sollen ebenfalls zu Gefängnisstrafen verurteilt worden sein.

Enriqueta Martí - Der Vampir von Barcelona

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts soll Enriqueta Martí im Rotlichtviertel von Barcelona „Heilwunder“ für unheilbare Krankheiten wie Tuberkulose durchgeführt haben. Sie arbeitete zuvor als Dienstbotin, bis sie „Heilerin“ wurde. Sie fertigte verschiedene Elixiere und Arzneitränke an, die sie aus Haut, Fett und Knochenmark von Kindern herstellte, die sie entführt hatte.
1912 soll die Polizei zwei als vermisst geltende Kinder in Martís Haus gefunden haben, dazu Körperteile von weiteren 30. Die angebliche Mörderin stand nie vor Gericht für ihre Verbrechen. 1913 soll sie im Gefängnis von anderen Insassen zu Tode geprügelt worden sein.