Während anderorts die Gefängnisse aus allen Nähten platzen, steht Holland vor einem wenig bekannten „Problem“: Leere Gefängniszellen und geschlossene Haftanstalten.

Offiziellen Angaben zufolge sank die Gefängnispopulation bei den Holländern in den vergangenen 10 Jahren um 43%. Ganze 19 Gefängnisse wurden geschlossen und viele weitere werden im Laufe des nächsten Jahres stillgelegt.

Wird das in den Niederlanden als Problem gesehen?

In dem Hochsicherheitsgefängnis Norgerhaven im Norden Hollands leben momentan lediglich 243 Häftlinge. Die Gefangenen erhalten dort, so der stellvertretende Direktor, eine individuelle Behandlung, was die Rehabilitation vereinfacht: Drogenabhängige bekommen eine Drogentherapie, Menschen mit Aggressionsproblemen hilft man bei der Bewältigung ihrer Wutanfälle.

In Holland kommen weniger als 10% der Straffälligen nach ihrer Entlassung erneut ins Gefängnis. In den USA sind es ganze 50% und in Brasilien werden fast 70% rückfällig.

Vor 10 Jahren sah die Situation bei unserem Nachbarn noch ganz anders aus. Das Land hatte im europäischen Vergleich die meisten Gefangenen in seinen Anstalten. Doch einige Entscheidungen der holländischen Regierung sollten dies ändern. Darunter beispielsweise die Maßnahme, ausländische Kokainhändler des Landes zu verweisen. In vielen europäischen Gefängnissen sitzen ausländische Straffällige, was die Staaten Millionen von Euro kostet.

Die Kritiker der leeren Zellen

Abgesehen davon hat sich der Fokus der niederländischen Polizei auf Personendelikte und den Terrorismus verlagert. Zudem werden bei kleineren Delikten auch alternative Strafen verhängt, wie gemeinnützige Arbeit, Geldstrafen und elektronische Fußfesseln. Freiheitsstrafen finden vor allem bei schweren Vergehen Anwendung, zum Beispiel wenn Menschen zu Schaden kommen.

Skeptiker sehen die Zunahme der Straffreiheit kritisch und monieren auch, dass es mittlerweile schwierig sei, Beschwerden zu äußern, da viele Polizeistationen geschlossen wurden. Von offizieller Seite heißt es, dass die Kriminalitätsrate seit 2008 um 25% gefallen ist.

Luxushotel und vermietete Zellen

Mit der Schließung der Haftanstalten müssen auch viele der Angestellten um ihren Job fürchten. Auch nehmen immer weniger Jugendliche eine Ausbildung als Gefängniswärter auf, da die Zukunftsaussichten nicht gerade vielversprechend sind.

Viele Haftanstalten wurden in Hilfszentren umgewandelt, wo Flüchtlinge aufgenommen werden können. In der Nähe von Amsterdam befindet sich nun ein zu einem Luxushotel umgebautes Gefängnis. Andere wiederum „importieren“ Straffällige aus anderen Ländern mit Kapazitätsproblemen, wie zum Beispiel Belgien und Norwegen. 

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