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Am 19. August 2011 werden Damien Echols, Jason Baldwin und Jessie Misskelley nach 18 Jahren in Haft in die Freiheit entlassen. Die Männer waren Teenager, als sie 1994 für den Mord an drei Jungen im US-Bundesstaat Arkansas schuldig gesprochen wurden.
 

Die Morde

 

Im Mai 1993 wurden die nackten Leichen von den drei acht Jahre alten Jungen Christopher Byers, Steve Branch und Michael Moore in einem Waldgebiet in West Memphis, Arkansas, gefunden. Da die Leichen scheinbar verstümmelt worden waren kamen Gerüchte auf, die von einer möglichen Verbindung zu einem satanischen Kult sprachen.

Ein Hinweis aus der Bevölkerung führte die Ermittler schließlich zu dem Teenager Damien Echols. Echols wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf, hatte die Schule ohne Abschluss verlassen, interessierte sich für Hexerei und trug bevorzugt schwarze Kleidung.

 

Das Geständnis

 

Nachdem die Beamten sich bereits auf Echols eingeschossen hatten, führten sie eine lange Vernehmung eines Bekannten des Jugendlichen durch. Jessie Misskelley gestand während dieser Befragung, die Morde gemeinsam mit Echols und dessen Freund Jason Baldwin begangen zu haben.

Misskelley, der über einen sehr niedrigen IQ verfügt, widersprach sich dabei jedoch in vielen wichtigen Details und zog bereits kurz nach der Vernehmung sein Geständnis wieder zurück. Trotz alledem wurde Misskelley im Februar 1994 wegen Mordes verurteilt und zu einer lebenslangen Haftstrafe plus 40 Jahre verurteilt.

 

Echols und Baldwin vor Gericht

 

In einem zweiten Verfahren mussten sich im März 1994 Echols und Baldwin vor Gericht behaupten. Beide wurden ebenfalls des Mordes für schuldig befunden. Baldwin erhielt eine lebenslange Haftstrage. Echols, der allgemeinhin als Anführer der Dreier-Gruppierung angesehen wurde, wurde zum Tode verurteilt.

Während des Prozesses weigerte sich Misskelley, gegen die beiden auszusagen und die Staatsanwaltschaft konnte weder Augenzeugen noch handfeste Beweise gegen die Angeklagten hervorbringen. Stattdessen konzentrierten sich die Ankläger darauf, dass Echols Bücher über Hexerei sowie Romane von Stephen King und Anne Rice las. Als Motiv nannten sie ein satanisches Ritual.

 

Dokumentation: Paradise Lost

 

Der Fall wurde einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, als im Jahr 1996 die Dokumentation „Paradise Lost: The Child Murders at Robin Hood Hills” herauskam, in der die Schuld der drei Jugendlichen angezweifelt wurde. Daraus entstand eine Bewegung, die sich öffentlich für die Freilassung der sogenannten West Memphis Three einsetzte. Dazu gehörten auch Prominente wie der Frontmann von Pearl Jam Eddie Vedder, die Sängerin der Dixie Chicks Natalie Maines sowie der Regisseur Peter Jackson (“Der Herr der Ringe”).

Im Jahr 2007 gaben die Anwälte der Verurteilten schließlich weitere Untersuchungen zu dem Fall in Auftrag. Die Ergebnisse daraus bewiesen, dass es keinerlei DNA-Beweise gibt, die die Männer mit dem Tatort in Verbindung bringen.

 

Ein neuer Prozess?

 

Im Herbst 2010 ordnete der Gerichthof in Arkansas eine Anhörung für Echols, Baldwin und Misskelley an. Diese sollte darüber entscheiden, ob den Dreien ein neuer Prozess gewährt werden würde. Doch noch bevor es zu dieser Anhörung kommen konnte, einigten sich die Anwälte der West Memphis Three mit der Staatsanwaltschaft Arkansas auf einen Deal, den sogenannten Alford Plea.

Der Alford Plea erlaubt einem Angeklagten, weiterhin auf seine Unschuld zu bestehen und sich trotzdem vor Gericht für schuldig zu bekennen, da dies als die für den Angeklagten bessere juristische Option angesehen wird.

 

Ein halbes Leben hinter Gittern

 

Am 19. August 2011 machen die drei Verurteilten von dem Alford Plea Gebrauch und werden nach 18 Jahren in Haft endlich in die Freiheit entlassen. Nach seiner Freilassung verlas Echols ein Statement, in dem er sinngemäß unter anderem Folgendes verkündete:

„Ich habe nun die Hälfte meines Lebens in der Todeszelle verbracht. Der Todestrakt ist Folter, die kein Mensch jemals ertragen müssen sollte und die abgeschafft gehört. Ich, Jason und Jessie sind unschuldig, aber wir haben von dem Alford Plea Gebrauch gemacht, um nicht auch nur einen weiteren Tag unseres Lebens hinter Gittern verbringen zu müssen.“