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Paula Cooper ermordet im Alter von 15 Jahren eine Frau mit 33 Messerstichen. Mit 16 wird sie dafür zum Tode verurteilt, mit 45 begeht sie Suizid.

 

Paula Cooper, geboren am 25. August 1969 in Indiana, wächst zusammen mit ihrer Schwester Rhonda in einem äußerst gewalttätigen Umfeld auf. Ihr Vater schlägt sie regelmäßig mit elektrischen Drähten und zwingt die Kinder dabei zuzusehen, wenn er ihre Mutter Gloria vergewaltigt. Eines Tages will die Mutter sich und ihre Mädchen von ihrem Vater befreien und lässt in ihrer Garage das Auto laufen, damit sie alle an einer Kohlenmonoxid Vergiftung sterben. Zwar fallen alle drei in Ohnmacht, doch sie überleben.

Cooper ist in ihrem sozialen Umfeld als Ausreißerin bekannt, die schon mehrfach wegen kleiner Diebstähle mit der Polizei zu tun hatte. Als sie am 14. Mai 1985 gemeinsam mit zwei Freundinnen die Schule schwänzt, Alkohol trinkt und Marihuana raucht, beschließt das Trio, die 78-jährige Nachbarin Ruth Pelke zu besuchen. Unter dem Vorwand, Interesse an Bibelstunden zu haben, gelangen sie in das Haus. Eine der Teenagerinnen schlägt mit einer Vase auf Pelke ein, Cooper nimmt ein Fleischermesser und sticht insgesamt 33-mal auf die Frau ein. Die drei Täterinnen durchsuchen daraufhin das Haus, schnappen sich zehn Dollar, stehlen Pelkes Auto und fliehen.

 

Urteil

Das Trio gerät in die Fänge der Beamten. Cooper wird als die Anführerin dargestellt, unter dessen Leitung die anderen gehandelt haben sollen. Trotz der Offenlegung ihrer schwierigen Kindheit sieht der Richter Cooper als Mörderin an, die weder Reue noch Gnade kennt. Der Urteilsspruch für die damals 16-Jährige: Tod durch den elektrischen Stuhl. Sie wird zur jüngsten Insassin der Todeszelle in der US-Geschichte.

Alter und Vorgeschichte von Cooper führen weltweit zu einem großen Aufschrei. Amnesty International startet eine Petition, die über zwei Millionen Menschen unterzeichnen. Selbst Papst Johannes Paul II. und Bill Pelke, Enkel des Opfers Ruth Pelke, setzen sich für ein geringeres Strafmaß ein. Nicht zuletzt wird in dem Urteil ein Beweis dafür gesehen, dass Afroamerikanern vor Gericht härtere Strafen drohen als weißen Bevölkerungsgruppen.

Gerüchte kursieren, die besagen, Cooper hätte in der Todeszelle mit mehreren Wärtern Geschlechtsverkehr vollzogen, um über eine Schwangerschaft dem Todesurteil zu entgehen.

 

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1989 – Cooper wartet zu diesem Zeitpunkt bereits seit zwei Jahren auf ihre Hinrichtung – ändert der US-Bundesstaat Indiana das Gesetz, wonach das Mindestalter für ein Todesurteil von vormals 10 auf 16 Jahre zum Tatzeitpunkt angehoben wird. Coopers Strafe wird in 60 Jahre Haft umgewandelt.

Zu jenem Zeitpunkt waren in Indiana insgesamt 133 Todesurteile vollstreckt worden – nur drei davon betrafen Teenager. Zur letzten Vollstreckung der Todesstrafe bei Minderjährigen kam es zuvor 1920.

In der Zeit im Gefängnis fällt Cooper durch ihr fürsorgliches Verhalten anderen Insassen gegenüber auf. Sie hilft Neulingen, sich hinter Gittern zurecht zu finden und bemüht sich auch um jene, die aufgrund ihrer begangenen Straftaten von anderen Häftlingen gemieden werden. Sie findet in den Insassinnen Ormeshia Linton und Melissa Marble Freundinnen, die sie auch in ihren Jahren in Freiheit begleiten sollten. Cooper holt den Schulabschluss nach und legt mehrere College Kurse ab. Nach einem Streit mit einem Wärter wird sie allerdings für drei Jahre, im Zeitraum von 1995 bis 1998, in Einzelhaft gesteckt. In der Zeit muss sie 23 Stunden täglich allein in der Zelle verbringen. Auch anderen Insassinnen erschließt sich dieses hohe und lange Strafmaß für ein unbedeutendes Vergehen nicht.

 

Freilassung

Am 17. Juni 2013 wird Cooper im Alter von 43 Jahren frühzeitig aus der Haft entlassen. Ihre Freilassung sorgt für großen Medienrummel, da es dieser außergewöhnliche Fall bis zuletzt immer wieder in die Schlagzeilen schafft. Mit der Unterstützung des Erzbischofs von Indianapolis findet sie in der Stadt eine Wohnung. Nachdem sie sich in einem Burger Restaurant bis zu einer Management-Position hocharbeitet, wird sie bei der Kanzlei Rechtsanwaltsgehilfin, bei der auch ihre ehemalige Anwältin, Monica Foster, arbeitet. Cooper hält Ansprachen vor Schülern, um ihnen ihre Geschichte näher zu bringen.

Obwohl Cooper Arbeit und ein soziales Netzwerk hat, kommt sie in ihrem neuen Leben in Freiheit nicht zurecht. Bill Pelke hat ihr den Mord an seiner Großmutter zwar vergeben, doch sie selbst verzeiht sich nie. Psychologische Hilfe nimmt sie nach ihrer Freilassung nie in Anspruch.

Einen Tag vor ihrem Selbstmord, am 25. Mai 2013, meldet sich Cooper bei Linton. Diese erzählt später, dass Cooper verzweifelt wirkte und den Tränen nahe war. Sie wollte sie ablenken und ging mit ihr einkaufen. Sie lädt ihre Freundin ein, einige Tage bei ihr zu bleiben, was Cooper annimmt. Am nächsten Morgen muss Linton allerdings feststellen, dass Cooper verschwunden ist und nur einen Abschiedsbrief hinterlassen hat. Von der Polizei erfährt Linton später, dass sich Cooper in einem Park erschossen hat.

 

Serienmörder

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