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Sekten schaffen es immer wieder, ihre Mitglieder vollkommen in ihren Bann zu ziehen. Von Prügeln für Kinder, über Verschleierung von sexuellem Missbrauch, bis hin zu Mord – soweit gehen die Mitglieder der drei Sekten Nation of Islam, Zeugen Jehovas und 12 Stämme.

 

Nation of Islam und Malcolm X

 

Die Nation of Islam ist eine US-amerikanische religiöse Sondergemeinschaft, dessen wohl berühmtestes Mitglied der Bürgerrechtsaktivist Malcom X war. 1930 gegründet, propagierte sie die kulturelle und moralische Überlegenheit der schwarzen Bevölkerung. Die Weißen seien böse und die Schwarzen hingegen Allahs geliebte Kinder. Sie forderten die Entstehung eines eigenen Staates, dem sogenannten afro-american homeland.

 

Erleuchtung im Gefängnis

 

Malcolm X fand zu der Bewegung, als er in den 50er Jahren nach einer Einbruchsserie festgenommen worden war. Im Gefängnis begann er, unzählige Bücher zu lesen und Kurse über Rhetorik zu belegen. Dort las er auch das erste Mal über die Nation of Islam. Als inhaftierter schwarzer Mann sprachen ihn die Werte der Gruppe besonders an, da sie die Übermacht der Schwarzen propagierte.

As er 1952 wegen guter Führung frühzeitig entlassen wurde, schloss er sich dem Führer der Gruppierung, Elijah Muhammad, an und wurde zum Leiter der New Yorker Gemeinde ernannt. Durch sein Charisma und sein rhetorisches Talent konnte er viele Menschen für die Nation of Islam begeistern und innerhalb von zehn Jahren stieg die Mitgliederzahl von 1.000 auf 50.000 an.

 

Anhänger werden zu Mördern

 

Malcolm machte dabei vor allem mit provokanten Aussagen auf sich aufmerksam. Er rief die schwarze Bevölkerung dazu auf, stolz auf ihr afrikanisches Erbe zu sein und ihre Rechte gegenüber den Weißen mit allen notwenigen Mitteln zu verteidigen. Dazu zählte er auch das Einsetzen von Waffengewalt. Als sich Malcolm jedoch immer mehr zu einem Bürgerrechtsaktivisten entwickelte, verkrachte er sich mit der Nation of Islam und verließ diese schließlich. Die Gruppierung sah ihn deswegen als Verräter an und verkündete öffentlich, er habe den Tod verdient. Diese Worte setzten sie schließlich auch in Taten um: Am 21. Februar 1965 wurde Malcolm X bei einem öffentlichen Auftritt in Harlem, New York, von mehreren Schüssen getroffen und getötet. Alle Schützen gehörten der Nation of Islam an.

 

Zeugen Jehovas und die „Zwei-Zeugen-Regel“

 

Die Zeugen Jehovas sind aus der Internationalen Vereinigung Ernster Bibelforscher hervorgegangen, die im späten 19. Jahrhundert in den Vereinigten Staaten gegründet wurde. Die christliche Gruppierung ist vor allem für ihre aktive Missionsarbeit bekannt, zu dem neben Hausbesuchen auch das Verteilen von eigenen Publikationen sowie kostenlosen Bibelkursen gehört. Kontrovers ist die oftmals als Sekte bezeichnete Glaubensrichtung vor allem, da sie Bluttransfusionen ablehnen. Dadurch können manchmal lebenswichtige Operationen oder medizinische Maßnahmen nicht durchgeführt werden.

 
Die Zwei-Zeugen-Regel

 

Die Zeugen Jehovas sind jedoch auch für ihren internen Umgang mit sexuellen Übergriffen in Verruf geraten. Für Vorwürfe solcher Art nutzen sie nämlich die „Zwei-Zeugen-Regel“. Wenn es nicht mindestens zwei Zeugen für einen Übergriff gibt, wird dieser nicht weiter verfolgt. Damit wird es Opfern so gut wie unmöglich gemacht, Straftaten zu melden und es fordert vielmehr ein Klima der Verschwiegenheit.

 

12 Stämme und die Prügelstrafe

 

Die Sekte 12 Stämme formte sich in den frühen 1970er Jahren in den USA aus der Jesus-People-Bewegung, einer christlichen Gruppe, die aus der Hippie-Bewegung hervorgegangen war. In den 80er Jahren geriet die Gruppe das erste Mal mit dem Gesetz in Konflikt, als mehr als 100 Kinder in die staatliche Obhut genommen wurden, nachdem Vorwürfe auf Kindesmisshandlung laut wurden. Dieses Verfahren wurde jedoch aufgrund von mangelnden Beweisen eingestellt.

 

 
Lebensweise

 

Die Mitglieder der 12 Stämme leben in Kommunen zusammen, in denen es kein persönliches Eigentum gibt. Damit wird auch jegliche Form der Arbeit nicht entlohnt. Dieser Glauben geht auf die Lehren Abrahams in der Bibel zurück. Die Mitglieder sind sehr bibeltreu und führen ihr Leben gemäß den Traditionen des Urchristentums. Demnach sind die Männer den Frauen übergeordnet und tragen lange Haare und Bärte. Die Frauen hingegen tragen meist weite Röcke, Kleider oder Hosen. Die Mitglieder lehnen jede Form von Sozialleistung ab und verfügen so weder über eine Krankenversicherung noch über Arbeitsverträge.

 

 

 
Home Schooling

 

Da die 12 Stämme absolut bibeltreu sind, glauben sie an den Kreationismus, also dass die Erde von Gott geschaffen wurde. Somit lehnen sie die Evolutionstheorie ab. Auch Sexualkundeunterricht sollen ihre Kinder nicht bekommen. Das sind die Gründe dafür, warum die Mitglieder ihre Kinder nicht in die Schule schicken, sondern von Zuhause unterrichten. Dieses Home-Schooling ist in den USA erlaubt, verstößt in Deutschland jedoch gegen die allgemeingültige Schulpflicht. Daher sind die deutschen Sektenmitglieder mehrfach mit den deutschen Behörden in Kontakt gekommen.

Auch stand die Sekte schon immer unter dem Verdacht, ihre Kinder körperlich zu züchtigen. Bewiesen wurde dies 2013 durch die Recherchen eines Reporters, der auf Videoaufnahmen festhielt, wie die Kinder mit Rohrstöcken geschlagen wurden. Als Reaktion darauf wurden rund 40 Kinder vom Jugendamt abgeholt und deren Eltern vorläufig das Sorgerecht entzogen. Kurz danach bekannte sich die Sekte auch offiziell zur Prügelstrafe und berief sich dabei auf Passagen aus der Bibel. Aussteiger aus der Sekte erzählten im Nachhinein, dass Prügel auf der Tagesordnung standen und auch Kinder und Jugendliche bereits zu schwerer körperlicher Arbeit gezwungen wurden.   

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Eine Woche lang widmet sich A&E dem Themenkomplex Sekten, religiöse Organisationen und zerstörerische Gruppierungen.

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