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In einer Klinik in Wien kommt es in den 1980er-Jahren vermehrt zu Todesfällen von älteren Patienten. Doch auffällig findet das lange Zeit niemand – immerhin handelt es sich bei den Verstorbenen um Personen, die auf der „Inneren“ liegen. Und jeder Angestellte des Krankenhauses Lainz weiß, dass da ohnehin kaum jemand lebend rauskommt, sind dort doch die Patienten untergebracht, für die es eigentlich keine Hoffnung mehr gibt. Dass über Jahre hinweg vier Hilfsschwestern „Sterbehilfe“ leisten, kommt erst ans Tageslicht, als einer ihrer „Todeskandidaten“ überlebt – und spricht…

 

Die Täterinnen

Waltraud Wagner, Irene Leidolf, Stefanie Meyer und Maria Gruber arbeiten in den 1980er-Jahren als Hilfsschwestern im Krankenhaus Lainz in Wien Hietzing. Personalmangel führt dazu, dass die vier Frauen schnell mit Aufgaben betraut werden, die eigentlich nur diplomiertes Fachpersonal ausüben dürfte. So gehört zum Beispiel das Setzen von Injektionen schnell zu ihrem Arbeitsalltag. Dass sie damit offensichtlich fachlich überfordert sind, zeigt sich erst anhand ihrer moralischen Entscheidungen.

 

Die Mordserie

Waltraud Wagner soll der leitende Kopf der „Todesengel von Lainz“ gewesen sein. Von ihren Kollegen wird sie schon vor der Offenlegung der Morde gefürchtet und nur als „Hexe“ bezeichnet. Später zeigt sich, dass Wagner seit 1983 regelmäßig – wie sie im Verhör meint – „Sterbehilfe“ leistet, um „unheilbar Kranke“ zu „erlösen“.

Mit einem „Gnadenakt“ hatte die Realität nur wenig zu tun. Wagner überzeugte drei ihrer Kolleginnen, Leidolf, Meyer und Gruber, sie bei den Morden zu unterstützen. In den Zigarettenpausen soll dann oft entschieden worden sein, wen „ein Bett im Jenseits“ erwartet. Patienten, die besonders viel Arbeit machten, hatten so nur wenig Chance, die Zeit auf der „Inneren“ zu überleben.

Die vier Hilfsschwestern verabreichten ihren Todeskandidaten entweder eine Überdosis Insulin, oder sie griffen auf das Schlafmittel Rohypnol zurück. Besonders grausam war eine Methode, die die vier Frauen vor Gericht verharmlosend „Mundpflege“ nannten: Eine von ihnen schüttete dem Patienten Wasser in die Kehle, während eine andere den Kopf fixierte, bis das Opfer erstickte. Bei Patienten, die bereits davor an einer Wasserlunge litten, wurde der Tod auf natürliche Umstände zurückgeführt.

 

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Das Ende der Todesengel

Als im April 1989 Patient Franz K. regungslos am Flur des Krankenhauses liegt und wegen einer Überdosis Insulin behandelt werden muss, obwohl er gar nicht zuckerkrank ist, werden polizeiliche Ermittlungen eingeleitet. Die vier Hilfsschwestern werden beurlaubt und kurze Zeit später verhaftet.

Die vier Frauen zeigen sich geständig, Wagner wird von den anderen als der kaltblütige Kopf der Bande beschrieben. Am Ende werden Wagner und Leidolf zu lebenslanger Haft verurteilt, Meyer und Gruber zu mehrjährigen Haftstrafen. Insgesamt 42 Morde und fahrlässige Tötungen kann das Gericht den Frauen nachweisen.

Diesen langjährigen Pflegeskandal machten erst einige Nebenfaktoren möglich: Der Personalmangel führte dazu, dass die Hilfsschwestern Tätigkeiten ausübten, für die sie nicht ausgebildet waren. Niemand kontrollierte, wie viel und welche Medikamente vorrätig waren. Zum Teil wurden die Patienten auf dem Flur „zwischengelagert“. Und selbst die sechsmal höhere Sterberate in Dienstzeiten von Wagner fiel nicht weiter auf, da auf der Station das Versterben der Patienten zum Alltag gehörte.

 

Folgen

Heute sind die „Todesengel von Lainz“ alle wieder auf freiem Fuß. Sie leben unter neuen Namen an unbekannten Orten. Das Krankenhaus Lainz wurde in Krankenhaus Hietzing umbenannt, war danach aber immer wieder Schauplatz von weiteren Skandalen.

 

Bild: (c) WStLA, Fotos des Presse- und Informationsdienstes, FC1: 63192/11 / Presse- und Informationsdienst / CC BY-NC-ND 4.0

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