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Arthur Shawcross wurde am 6. Juni 1945 geboren. Er starb am 10. November 2008, während er seine lebenslange Haftstrafe für den Mord an 11 Frauen verbüßte.

 

Vorgeschichte – turbulent oder behütet?

Von seinem Geburtsort in Kittery, Maine, zog seine Familie nach Watertown, einer kleinen Stadt im US-Bundesstaat New York. Shawcross behauptete später, dass die Beziehung zu seinen Eltern turbulent gewesen wäre und er vor allem unter der Herrschsucht seiner Mutter gelitten habe. Er legte dar, im Alter von neun Jahren von seiner Tante sexuell missbraucht worden zu sein, eine Beziehung sexueller Natur zu seiner jüngeren Schwester geführt zu haben und seine erste gewaltsame homosexuelle Erfahrung im Alter von elf Jahren gehabt zu haben. Im Gegensatz dazu stehen die Aussagen seiner Familie, die auf eine behütete Kindheit schließen lassen.

Aus den Schulakten lässt sich davon unabhängig nachweisen, dass er ein eingefleischter Schulschwänzer mit niedrigem IQ war, zu Mobbing und Gewalt neigte und wegen einer Reihe von Jugendbrandanschlägen sowie Einbrüchen immer wieder mit der Polizei zu tun hatte.

Shawcross brach die Schule ab, nachdem er die neunte Klasse nicht bestanden hatte. Die nächsten Jahre waren geprägt von Gewalt und Gefängnisstrafen auf Bewährung. Er heiratete im September 1964 seine erste Frau Sarah. Das Paar bekam im Oktober 1965 einen Sohn, was die baldige Scheidung aber nicht abwenden konnte. Auch seine zweite Ehe, nach der Einberufung in die Armee im April 1967, war von Gewalt geprägt und ebenso von kurzer Dauer.

Er diente im Oktober 1967 im Vietnamkrieg und behauptete später, er habe dort zwei junge vietnamesische Mädchen ermordet, obwohl es keine Beweise dafür gab. Nach seiner Rückkehr vom Militärdienst im Jahr 1968 geriet er bald wieder in Schwierigkeiten. Bei einem Brandanschlag im Jahr 1969 verbüßte er zwei Jahre einer fünfjährigen Haftstrafe. Er wurde im Oktober 1971 entlassen und kehrte erneut nach Watertown zurück, wo er seine dritte Frau Penny Sherbino kennenlernte.

 

Erste Morde

Zum Zeitpunkt seiner dritten Eheschließung stand fest, dass Shawcross bereits am 7. April 1972 sein erstes Opfer, den zehnjährigen Jack Blake, ein Nachbarskind, ermordet hatte. Shawcross hatte ihn wenige Tage vor seinem Verschwinden zum Angeln mitgenommen, bestritt jedoch jegliche Kenntnis über seinen Aufenthaltsort. Fünf Monate später wurde die Leiche des Jungen gefunden. Er war sexuell missbraucht und erstickt worden.

Im September 1972 wurde die Leiche der achtjährigen Karen Ann Hill unter einer Brücke gefunden. Sie war vergewaltigt und ermordet worden. Nachbarn erinnerten sich, dass Shawcross mit Hill in der Nähe der Brücke gesehen worden war, bevor sie verschwand. Er wurde am 3. Oktober 1972 festgenommen und gestand schließlich beide Morde, obwohl er nur des Mordes an Karen Hill angeklagt wurde, da gegen ihn keine Beweise im Fall des Jungen vorlagen. Er wurde zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt – seine dritte Ehefrau Penny ließ sich kurz darauf scheiden. Nachdem er weniger als 15 Jahre der Haftstrafe verbüßt hatte, wurde er im April 1987 auf Bewährung freigelassen.

 

Mordserie

Shawcross‘ langes Vorstrafenregister führte dazu, dass er fast überall unerwünscht war. Deshalb wurde seine Akte geschlossen, um ihn und seiner nächsten Ehefrau Rose Whalley in ihrer Wahlheimat Rochester, New York, ein normales Leben zu ermöglichen. Shawcross litt unter seiner glanzlosen Ehe und suchte bei Prostituierten und seiner neuen Freundin Clara Neal Trost. Es dauerte nicht lange bis Shawcross seinen mörderischen Gelüsten erneut nachgeben musste. Bewusst ging er dieses Mal auf Prostituierte los, da er hoffte, ihr Verschwinden würde nicht so viel Aufsehen erregen wie das von Kindern.

Sein erstes Opfer wurde am 24. März 1988 von Jägern entdeckt. Es handelte sich um die 27-jährige Prostituierte Dorothy Blackburn. Ihre Leiche wies Bissspuren in der Leistengegend und Strangulationsnarben auf. Zwar kam es in den nächsten Monaten immer wieder zu Morden an Prostituierten, doch erst als eineinhalb Jahre später der Leichnam von Anna Steffen mit ähnlichen Narben wie jenen an Blackburn auftauchte, wurden die Fälle miteinander in Verbindung gebracht. An einen Serienmörder glaubte jedoch nach wie vor niemand, da die Tatorte der beiden Fälle geografisch weit auseinander lagen.

Am 21. Oktober 1989 wurde die Leiche einer obdachlosen Frau, Dorothy Keeler, 59, entdeckt, gefolgt von einer weiteren Prostituierten, Patricia Ives, sechs Tage später in derselben Gegend. Beide Frauen waren erstickt worden. Die Presse sprach schon bald vom „Genessee River Killer“.  

Die Polizei riet Prostituierten, die in der Gegend arbeiteten, Vorsicht walten zu lassen und überprüften die Vorstrafen von ehemaligen Straftätern, die in der unmittelbaren Umgebung lebten. Shawcross' versiegeltes Vorstrafenregister bedeutete, dass er zu dieser Zeit der Aufmerksamkeit der Polizei entging. Als weitere Prostituierte verschwanden, stellte sich heraus, dass es sich bei dem Mörder um eine Person handeln musste. Informationen von anderen Damen des Gewerbes führten zu der Erkenntnis, dass ein regelmäßiger Freier, bekannt für seine Gewaltbereitschaft, namens „Mitch“ oder „Mike“ mit der Sache zu tun haben musste.

Die Leiche der 26-jährigen June Stott, weder Prostituierte noch drogenabhängig, wurde am Thanksgiving Day gefunden. Sie war erdrosselt und wie ein wildes Tier vom Hals bis zum Schritt ausgeweidet worden. Als die Zahl der Leichen zunahm, suchte die Polizei Hilfe bei FBI-Profilern, die anhand der Beweise und Tathergänge ein Täterprofil entwickelten. Es sprach von einem Mörder, der männlich, weiß und zwischen 20 und 30 Jahren alt sein musste. In seiner Rolle als „normaler Kerl“ war er in dem Gewerbe und in der Gegend bekannt.

Die Obduktion an June Stott deutete an, dass der Mörder sich in der Nähe von Leichen wohler fühlte und wahrscheinlich nach dem Mord zum Tatort zurückkehrte, um den Angriff noch einmal zu erleben. Der Fund der Leiche von Elizabeth Gibson am 27. November brachte einen Durchbruch. Der Verdächtige 'Mitch' war kurz vor ihrem Verschwinden mit ihr gesehen worden.

 

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Festnahme

Als am 31. Dezember 1989 in der Nähe des Flusses eine ausrangierte Jeans entdeckt wurde, die einen Personalausweis eines Mädchens namens Felicia Stephens enthielt, führte das zu einer groß angelegten Suche nach der Frau.

Am 2. Januar 1990 entdeckte ein Hubschrauber einen scheinbar nackten weiblichen Körper, der auf der zugefrorenen Oberfläche eines Flusses positioniert worden war. Der Leichnam war nicht jener von Felicia Stephens sondern jener einer vermissten Prostituierten, June Cicero, die ebenfalls post mortem verstümmelt und praktisch in zwei Hälften zersägt worden war.

Was zum Durchbruch bei den Ermittlungen führte: Der Helikopter entdeckte nicht unweit von dem Tatort einen Mann, der auf der Brücke neben einem kleinen Van stand – entweder masturbierend oder urinierend. Zum Glück für die Behörden war Shawcross wie angenommen an den Ort seines Verbrechens zurückgekehrt, um das Vergnügen des Angriffs noch einmal Revue passieren zu lassen.

Polizeikräfte verfolgten das Fahrzeug. Der Wagen war auf Clara Neal, Shawcross‘ Freundin, registriert. Auf die Fragen nach seinem Führerschein hin, gab Shawcross an, er hätte diesen nach seinem Gefängnisaufenthalt wegen Totschlags nie zurückerhalten. Daraufhin kam seine bis dahin versiegelte Akte erneut ans Tageslicht.

Ein Foto, das während der ersten Befragung aufgenommen wurde, bestätigte bald seine Identität als 'Mitch'. Trotzdem weigerte sich Shawcross, die Morde zu gestehen. Als ein Schmuckstück im Besitz von Shawcross‘ Freundin Clara Neal auf das Opfer June Cicero zurückgeführt werden konnte, und die Polizei damit drohte, sie in die Morde zu verwickeln, kapitulierte Shawcross.

Sein Geständnis war fast 80 Seiten lang und legte zwei weitere Morde offen.

 

PROZESS UND VERURTEILUNG

Im November 1990 stand Shawcross wegen der zehn Morde in Monroe County vor Gericht, die alle Fälle außer jenen von Elizabeth Gibson umfassten, da diese im benachbarten Wayne County getötet worden war. Der Prozess wurde ein nationales Medienereignis.

Die Verteidigung setzte auf Beweise, die zu mildernden Umständen führen sollten: Besorgniserregende Kindheit, posttraumatischer Stress aufgrund des Militärdienstes, eine Zyste im Gehirn und ein zusätzliches Y-Chromosom, das einen seltenen genetischen Defekt darstellt und eine höhere Gewaltbereitschaft verursachen soll.

Doch Shawcross wurde für gesund und damit schuldfähig befunden. Der Richter verurteilte ihn für jeden Mord zu 25 Jahren Haft. Einige Monate später wurde Shawcross nach Wayne County gebracht, um wegen des Mordes an Elizabeth Gibson vor Gericht gestellt zu werden. Er erhielt eine lebenslange Haftstrafe.

Shawcross, der sich bis zu seinem Lebensende in Haft befand, starb am 10. November 2008 an einem Herzstillstand.

 

Serienmörder

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