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Zwischen Dezember 1978 und Februar 1983 tötete Dennis Nilsen 15 junge Männer praktisch vor den Augen seiner Nachbarn. Als er dann endlich festgenommen wurde, musste die Polizei feststellen, dass seine Mordserie schon viel früher hätte gestoppt werden können. Einige glückliche Männer, die aus seinen Zwängen fliehen konnten, hatten Nilsen bereits gemeldet, doch ernst nahm das niemand.

 

Vorgeschichte

Dennis Nilsen wurde am 23. November 1945 in Fraserburgh, Schottland, geboren. Die Ehe seiner Eltern war unglücklich und so lebte er zusammen mit seiner Mutter und seinen Geschwistern bei seinem Großvater mütterlicherseits. Nilsen behauptete später, dass der unerwartete Tod seines geliebten Opas und die traumatische Betrachtung seiner Leiche bei der Beerdigung zu seiner späteren Verhaltenspsychopathologie geführt hätten.

Seine Mutter heiratete erneut und bekam vier weitere Kinder, wodurch Nilsen zu wenig Aufmerksamkeit bekam und sich zurückzog. Seine Homosexualität behielt er für sich. Im Alter von sechzehn Jahren ging er zur Armee. Er wurde Koch und erlernte die Fähigkeiten, die ihm während seiner Mordserie dienlich sein sollten.

Nach seinem Ausscheiden aus der Armee 1972 begann er eine Polizeiausbildung, wobei er eine Faszination für Leichenschauhäuser und Autopsien entwickelte. Trotzdem wechselte er ins Personalwesen.
 

Straftaten

Nilsen soll 1973 einen jungen Mann unerlaubt fotografiert haben, als dieser schlief. Doch die Anklageerhebung wurde fallengelassen.

Mit jedem belanglosen sexuellen Kontakt verstärkte sich Nilsens Gefühl der Einsamkeit. Am 29. Dezember 1978 lernte er sein erstes junges Opfer in einer Kneipe kennen und lud ihn wie bei früheren Gelegenheiten nach Hause ein. Am nächsten Morgen, von dem Wunsch überwältigt, den Mann am Weggehen zu hindern, würgte er ihn zunächst mit einer Krawatte, bevor er ihn in einem Eimer Wasser ertränkte. Er brachte die Leiche in sein Badezimmer, um sie zu waschen, legte sie dann zurück in sein Bett und bemerkte, dass ihn der leblose Körper sexuell reizte. Schließlich versteckte er die Leiche sieben Monate lang unter den Dielen, bevor er die verwesenden Überreste in seinem Hinterhof verbrannte.

Im Oktober 1979 meldete ein junger Mann Nilsen bei der Polizei, da dieser ihn im Zuge eines Bondage-Spiels versucht hätte zu erwürgen. Erneut kam es zu keiner Anklage.

Nilsen traf am 3. Dezember 1979 in einem Pub auf sein zweites Opfer, den kanadischen Touristen Kenneth Ockendon. Sie machten Sightseeing, betranken sich dabei und der Abend endete in Nilsens Wohnung. Aus der Angst heraus verlassen zu werden, erwürgte er den jungen Mann mit einem Stromkabel. Wieder lag der Leichnam eine Nacht neben ihm. Er machte Fotos und verging sich an ihm. Als die Überreste noch unter den Dielen versteckt waren, führte Nilsen mit Ockendons Leichnam noch oft Gespräche, als wäre er noch lebendig.

 

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Die nächsten Opfer: Martyn Duffey und Billy Sutzer

Bis 1981 hatte Nilsen auf diese Weise zwölf Männer in seiner Wohnung getötet. Die vier genannten Opfer sind die einzigen, die identifiziert werden konnten. Begründet wird das dadurch, dass Nilsens Opfer meist obdachlos waren. Die Anonymität einer Großstadt erschwerte die weitere Identifizierung zusätzlich.

Nilsen meinte später, er sei irgendwann in eine „Mord-Trance“ geraten, doch in sieben Fällen konnte er daraus entfliehen und befreite die Männer anstatt sie zu töten. Irgendwann hatte er kaum mehr Stauraum für all die Leichen – bis zu sechs waren gleichzeitig in seiner Wohnung versteckt. Täglich musste er mit Spray ran, um der Fliegen Herr zu werden. Seine Nachbarn, die sich zusehends über den unangenehmen Geruch aus seiner Wohnung beschwerten, überzeugte er davon, dass der Gestank aufgrund baulicher Mängel entstanden war.

Um seine Opfer endlich loszuwerden, zerstückelte er sie auf dem steinernen Küchenboden. Manche Teile vergrub er, anderes entsorgte er im Müll oder verbrannte sie. Trotz dieser Feuer im Innenhof wurde keiner seiner Nachbarn misstrauisch. Die Polizei fand bei späteren forensischen Untersuchungen Tausende von Knochenfragmenten im Garten.

In einem verzweifelten Versuch, sein mörderisches Verlangen zu unterdrücken, zog Nilsen 1982 in eine Wohnung im obersten Stockwerk in Cranley Gardens 23, Muswell Hill, ebenfalls im Norden Londons, diesmal ohne Garten. Immer noch nicht in der Lage, seine Impulse zu zügeln, wurden zwischen seinem Umzug und Februar 1983 drei weitere Männer in der Wohnung getötet. Die Entsorgung stellte eine echte Herausforderung dar. Am Ende landeten viele menschliche Überreste in der Toilette und im Müll, was zu seinem Ende führen sollte.

Einer der anderen Mieter des Hauses meldete Anfang Februar 1983 eine Abflussverstopfung. Bei der Wartung kamen menschliche Überreste zum Vorschein, was zu einer polizeilichen Ermittlung führte. Am Morgen des 9. Februar 1983 soll Nilsen mit einem Lächeln einem Arbeitskollegen erzählt haben: „Wenn ich morgen nicht da bin, bin ich entweder krank, tot oder im Gefängnis."
 

Ermittlungen

An jenem Morgen betrat Detective Jay die Wohnung von Nilsen und stellte einen unangenehmen Geruch fest. Nilsen präsentierte ihm daraufhin zwei Köpfe und andere Körperteile, die in Taschen verstaut waren. Er gestand sofort den Mord an 15 Männern und sieben weitere Mordversuche. Nilsen zeigte keinerlei Reue, war jedoch darum bemüht, den Ermittlern möglichst alle Details seiner Taten offenzulegen. Er kritzelte über 50 Notizbücher mit Skizzen und anderen Informationen zu den Morden voll.
 

Prozess

Nilsen bekannte sich nicht schuldig und legte zu seiner Verteidigung die Atteste zweier Psychologen vor, die bei ihm eine gestörte Psyche feststellten. Doch aufgrund der weitreichenden Beweise wurde er in sechs Fällen die im nachgewiesen werden konnten, des Mordes für schuldig gesprochen. Er erhielt eine lebenslange Freiheitsstrafe ohne Chance auf Bewährung für mindestens 25 Jahre.

Im Alter von 72 Jahren starb Dennis Nilsen am 12. Mai 2018 an den Folgen eines geplatzten Aortenaneurysmas. Bis zuletzt blieb er in Haft.

 

Serienmörder

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