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Während die Guillotine als effiziente Tötungsmaschine bekannt wurde, trieben dessen Namensgeber eigentlich Gründe der Gleichberechtigung an.

 

Die Idee

Als der Geist von Liberté, Égalité und Fraternité (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit) in den frühen Tagen der Französischen Revolution durch Paris wehte, setzte sich Dr. Joseph-Ignace Guillotin 1789 bei einer Beratungssitzung für die Gleichberechtigung bei der Vollziehung der Todesstrafe im Strafvollzug ein. Der bürgerliche Pariser Abgeordnete und Anatomieprofessor meinte, es wäre ungerecht, wenn gewöhnliche Kriminelle in Frankreich ihren Tod durch grausame Methoden wie durch das Erhängen am Galgen oder durch die Verbrennung auf dem Scheiterhaufen finden würden, während aristokratische Verbrecher das Privileg hätten, enthauptet zu werden, was meist einen sicheren und schnellen Tod ohne Qualen gewährleistete.

Guillotin bat seine Kollegen, ein gerechteres System der Todesstrafe einzuführen, bei dem alle Kriminellen, unabhängig von deren gesellschaftlicher Stellung, enthauptet würden. 1791 machte die Nationalversammlung die Enthauptung zur einzig zulässigen Vollzugsmethode der Todesstrafe in Frankreich. Der Henker Charles-Henri Sanson legte allerdings dar, dass dies zu Problemen führen würde. Als Henker in der vierten Generation warnte Sanson die Nationalversammlung, dass die Enthauptung mit dem Schwert eine ungenaue Wissenschaft sei, die Dutzende qualifizierter Henker, Dutzende Schwerter und ein Hilfsmittel zur Befestigung des Kopfes des Straftäters benötigen würde. Joseph-Ignace Guillotin schlug daraufhin eine „Enthauptungsmaschine“ vor, die als Guillotine bekannt wurde.

 

Vom Entwurf zur funktionsfähigen Maschine

Dr. Antoine Louis entwarf den Prototyp, der ursprünglich den Spitznamen "Louison" oder "Louisette" trug. Enthauptungsmaschinen stammen aus der Antike, aber die im April 1792 im Pariser Bicêtre-Krankenhaus vorgestellte Erfindung war in mehrfacher Hinsicht effizienter und moderner. Die ersten Tests wurden an Tieren durchgeführt. Nachdem Sanson die Köpfe von lebenden Schafen und Kälbern sauber abgetrennt hatte, testete er die Guillotine erfolgreich an menschlichen Leichen. Die Schnitte an männlichen Körpern waren fehlerhaft, weshalb die Maschine nochmal nachbearbeitet wurde. Die Höhe, aus der das Messer fiel, wurde erweitert und die konvexe Klinge in eine abfallende dreieckige Form gebracht.

 

Der erste Einsatz

Nachdem Sanson das Gerät ausreichend getestet hatte, war es Zeit für den ersten Einsatz. Viele neugierige Pariser füllten den Platz vor dem Hôtel de Ville und beobachteten zwei Stunden lang, wie die blutrot gestrichene Guillotine auf einem Gerüst aufgestellt wurde. Der zum Tode verurteilte Verbrecher Nicolas-Jacques Pelletier sollte der Erste sein, der per Guillotine hingerichtet wird. Richter Jacob-Augustin Moreau hatte Pelletier im Dezember 1791 wegen Raubes und Mordes zum Tode verurteilt.

Henker Sanson befestigte den Kopf des Verurteilten in der Guillotine und ließ die beschwerte Klinge los. Pelletiers Kopf fiel in einen Weidenkorb. Für das Publikum war das neue Gerät eine Enttäuschung, denn die Enthauptung entfiel schlicht und schnell.

Die Guillotine machte nun effiziente und schnelle Hinrichtungen möglich. Der Henker musste nun nur noch einen Mechanismus auslösen und kein handwerkliches Geschick mehr haben.

 

Blutige Wende

Während der „Terreur“, der Schreckensherrschaft des revolutionären Wohlfahrtsausschusses, wurde das Gerät zu einer Tötungsmaschine, mit der Tausende – oft ohne Gerichtsverfahren und ohne Grund – von Guillotinenklingen enthauptet wurden. Auf dem Höhepunkt dieser blutigen Phase enthauptete Sanson in nur drei Tagen 300 Männer und Frauen – am 21. Januar 1793 sogar König Ludwig XVI.

Guillotin war zutiefst enttäuscht darüber, dass die Maschine, die er als Hilfsmittel dafür sah, Gleichheit im Strafvollzug zu ermöglichen, zu dem Symbol einer Terrorherrschaft wurde.

Die Guillotine kam in Frankreich noch bis 1977 bei Hinrichtungen zum Einsatz. 1981 wurde in Frankreich die Todesstrafe abgeschafft.