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Seit ihrer Freilassung aus dem Gefängnis, wo sie wegen Mittäterschaft am Mord zweiten Grades an ihrer Mutter Dee Dee Blanchard einsaß, hat sie sich zu einer TikTok-Sensation entwickelt – mit fast zehn Millionen Followern. Ihre Geschichte fesselt Millionen, und die dritte Staffel der Doku-Reihe Der Fall Gypsy Rose Blanchard avancierte rasch zum viralen Erfolg.

Doch der Ruhm in der digitalen Welt hat seinen Preis. Im März 2024 löschte Blanchard ihr Instagram-Konto – mit fast acht Millionen Followern – um sich selbst zu schützen. Der Grund: Ihr schneller Aufstieg zur öffentlichen Figur habe ihre psychische Gesundheit gefährdet. „Ich fühle mich nicht frei … Es ist, als wäre ich in einem anderen Gefängnis“, gestand sie offen.

In diesem Artikel beleuchten wir, wie Gypsy Rose Blanchard den Sprung von der Gefängnisinsassin zur Social-Media-Berühmtheit schaffte – und warum ihre Geschichte, die von Kontrolle, Trauma und schließlich Mord handelt, so viele Menschen bewegt.

 

Ein Aufstieg wie kein anderer

Während Influencer*innen üblicherweise jahrelang an ihrer Reichweite arbeiten, war Blanchards Bekanntheit quasi garantiert, als sie im Dezember 2023 entlassen wurde.

Schon als Teenager rückte sie ins öffentliche Bewusstsein – vermeintlich schwer krank, leidend an Muskeldystrophie, Leukämie und zahlreichen anderen Krankheiten. Sie wirkte zerbrechlich: blass, zahnlos, ohne Haare, mit hoher Kinderstimme. Doch alles war ein Trugbild. Ihre Mutter Dee Dee hatte die Krankheiten erfunden – laut späterer Diagnose litt sie am Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom, einer seltenen psychischen Störung, bei der Bezugspersonen Krankheiten bei Schutzbefohlenen vortäuschen.

Gypsy Rose unterzog sich jahrelang schmerzhaften, unnötigen Behandlungen. Doch je älter sie wurde, desto weniger war sie bereit, das Lügengerüst aufrechtzuerhalten. Schließlich schmiedete sie mit ihrem damaligen Freund Nicholas Godejohn einen Fluchtplan – durch Mord.

Am 10. Juni 2015 übergab sie Godejohn Klebeband, Handschuhe und ein Messer. Während ihre Mutter schlief, stach er ihr 17 Mal in den Rücken.
 

Staffel 3

Der Fall Gypsy Rose Blanchard

Ab 12. Mai

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Ein Schock – und eine Welle der Sympathie

Obwohl sie sich des Mordes zweiten Grades schuldig bekannte und zu zehn Jahren Haft verurteilt wurde, empfanden viele Menschen tiefes Mitgefühl – und zweifelten am Urteil. Wie konnte eine Mutter ihr Kind derart missbrauchen? Warum blieb das jahrelang unentdeckt? Viele sahen in Gypsy Rose weniger eine Täterin als ein Opfer, das verzweifelt einen Ausweg suchte.

 

TikTok-Star wider Willen

Seit ihrer Freilassung teilt Gypsy Rose ihr Leben offen mit der Welt – auf TikTok dokumentiert sie Treffen mit Prominenten wie Kim Kardashian, die Veröffentlichung ihres Buches My Time to Stand und ihr Leben als frischgebackene Mutter. Ihre GRWM-Videos (Get Ready With Me) erreichen Millionen.

Doch hinter den Kulissen hadert sie mit dem Ruhm: „Soziale Medien sind buchstäblich eine Tür zur Hölle“, sagte sie. „Ich dachte, ich könnte nach meiner Entlassung einfach Spaß haben – Selfies posten, albern sein. Aber so funktioniert das nicht.“

Die intensive Aufmerksamkeit und die extreme Fan-Kultur auf TikTok – zwischen Vergötterung und gnadenloser Kritik – überfordern sie. Nicht einmal die mediale Aufmerksamkeit während Prozess und Haft konnte sie auf den digitalen Starrummel vorbereiten.

 

Was bringt die Zukunft?

Ironischerweise scheinen gerade die Menschen, die behaupten, Gypsy Rose zu unterstützen, oft jene zu sein, die sie emotional am meisten belasten. Diese Erkenntnis führte letztlich zu ihrem Rückzug von Instagram. Trotz aller Turbulenzen bleibt Gypsy Rose auf TikTok präsent – mit mehr als 9,6 Millionen Followern.

Ob man ihren Ruhm als gerechtfertigt betrachtet oder als Symptom einer moralisch zweifelhaften Medienkultur – Gypsy Rose Blanchard bleibt ein Phänomen. Ihre Geschichte berührt, provoziert und spaltet. Wer mehr erfahren will, kann Der Fall Gypsy Rose Blanchard auf Crime + Investigation verfolgen.