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John Duffy und David Mulcahy waren brutale Vergewaltiger und Mörder, die Frauen an Bahnhöfen im Großraum London aufgelauert hatten. Zunächst dachte man, Duffy hätte seine abscheulichen Verbrechen allein begangen – er wurde wegen der Morde zu lebenslanger Haft verurteilt. Doch 15 Jahre später erlaubte der Fortschritt in der forensischen Wissenschaft, David Mulcahy, Duffys Jugendfreund, ebenfalls mit den Morden in Verbindung zu bringen und zu verurteilen.

In dem Kriminalfall wurde in Großbritannien zum ersten Mal die operative Fallanalyse angewandt.

 

Vorgeschichte

John Duffy und David Mulcahy waren seit ihrer Schulzeit in Haverstock im Norden Londons Freunde. Beide teilten eine frühe sadistische Ader, Tiere zu quälen. Als sie älter wurden, begannen die Jungen, ihre sadistischen Neigungen auf Frauen zu übertragen und sich gegenseitig in ihren dunklen sexuellen Fantasien zu bestärken. Als den beiden klar wurde, wie ruhig nachts die Gegend rund um Bahnhöfe ist, kamen sie auf die Idee, dort einsame Frauen anzugreifen, zu vergewaltigen und zu töten.

 

Hölle in Hampstead

Am 1. Juli 1982 griffen Duffy und Mulcahy eine Frau in der Nähe der Hampstead Station im Hampstead an und vergewaltigten sie. In den nächsten zwölf Monaten wurden Frauen in ganz London und in Vororten von London angegriffen – insgesamt wurden achtzehn Vergewaltigungen um Bahnhöfe herum gemeldet. Die Polizei richtete eine Spezialeinheit ein, um den – oder die – Täter zu stellen. Die so genannte „Operation Hart“ war die größte Untersuchung seit der Yorkshire-Ripper-Untersuchung einige Jahre zuvor.

Im Herbst 1983 hörten die Angriffe plötzlich auf. Die Polizei fand später heraus, dass dies mit Duffys Trennung von seiner Frau zusammenfiel. Anfang 1984 begannen die Angriffe erneut, diesmal in West- und Nord-London. Im Juli 1985 wurden drei Frauen in derselben Nacht vergewaltigt, alle in der Gegend von Hendon und Hampstead. Duffy und Mulcahy wurden zum Verhör herangezogen, aber schließlich freigelassen. Doch als Duffy im August 1985 wegen eines Übergriffs auf seine Frau verhaftet wurde, wurde er auch im Zusammenhang mit den Vergewaltigungen befragt. Er war aber nur einer von vielen Tausend Männern, gegen die ermittelt wurde und die in das „Hart“-Computersystem aufgenommen wurden. Leider stand Duffy weit unten auf der Liste der Verdächtigen. Mulcahy wurde in dem Zuge ebenfalls verhört und schließlich freigelassen. Zu dieser Zeit entwickelte sich mit der innovativen operativen Fallanalyse ein neues Konzept in der Verbrechensermittlung.

Professor David Canter der Surrey University wurde hinzugezogen, um die Polizei zu unterstützen. Es war sein „Profiling“-Ansatz, der in diesem speziellen Fall sein Debüt feierte. Canter erstellte eine Liste mit siebzehn Persönlichkeitsmerkmalen und Charakterzügen, einschließlich umweltbedingter Einflüsse, die der Täter aufweisen könnte. Als Duffy am Ende schließlich der Verbrechen überführt wurde, stellte sich heraus, dass Canter mit mindestens zwölf dieser Merkmale richtig gelegen hatte.

Im September 1985 wurde in Barnet eine Frau angegriffen. Die Beschreibung des Angreifers passte zu Duffy und die Polizei zog ihn zum Verhör. Es kam zu einer Gegenüberstellung mit dem Opfer, allerdings stand dieses noch unter Schock und konnte ihn unter den Verdächtigen nicht identifizieren. Mulcahy wurde ebenfalls nochmal verhört, aber schließlich freigelassen. Es sollte ein schwerer Fehler werden, der mehreren Frauen das Leben kostete.

 

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Die Mordserie beginnt

Am 29. Dezember 1985 wurde die 19-jährige Alison Day am Bahnhof Hackney von Duffy und Mulcahy aus einem Zug gezerrt und wiederholt vergewaltigt. Dann wurde sie mit einem Stück Schnur erdrosselt. Es war das erste Mal, dass das Duo eines ihrer Opfer tötete.

Im Frühjahr nächsten Jahres griffen die beiden Männer ein weiteres hilfloses junges Opfer an. Die 15-jährige Maartje Tambozer wurde am 17. April 1986 vom Bahnhof Horsley in East Surrey entführt. Nachdem sie vergewaltigt und erdrosselt worden war, wurde die Leiche des Teenagers in Brand gesteckt, höchstwahrscheinlich im Versuch, Beweise zu vernichten. Weniger als einen Monat später am 12. Mai 1986 wurde Duffy in der Nähe der North Weald Station festgenommen, nachdem er mit einem Messer von Beamten angehalten worden war. Es gab jedoch nicht genügend Beweise, um ihn anzuklagen – nur sechs Tage später tötete er erneut. Am 18. Mai 1986 wurde die lokale Fernsehmoderatorin Anne Locke, 29, entführt und ermordet.

 

Die Festnahme

Im Oktober 1986 gelang es einem 14-jährigen Schulmädchen auf wundersame Weise, mit ihrem Leben davonzukommen, nachdem sie von den beiden Männern vergewaltigt worden war. Als Duffy am 7. November 1986 in einem Park eine Frau verfolgte, wurde er entdeckt und festgenommen. Am nächsten Tag wurde er wegen dreier Morde und sieben Vergewaltigungen angeklagt. Mulcahy wurde ebenfalls festgenommen, aber später aus Mangel an Beweisen freigelassen.

 

Der Prozess

Duffy wurde im Februar 1988 vor Gericht gestellt und wegen zweier Morde und vier Vergewaltigungen verurteilt – der Mord an Anne Locke konnte ihm nicht hinreichend nachgewiesen werden. Der Richter verurteilte ihn zu 30 Jahren Haft – das Urteil wurde zu einer lebenslangen Haftstrafe umgewandelt.

Duffy verwickelte erst im Jahr 1997 Mulcahy mit den Geschehnissen, die ihn hinter Gitter gebracht hatten. Mulcahy, ein zu dem Zeitpunkt verheirateter Vater von vier Kindern, konnte mittels DNA-Tests, die bei der ursprünglichen Untersuchung noch nicht zum Einsatz gekommen waren, den Verbrechen überführt werden.

Im Jahr 2000 erschien Duffy als Zeuge im Prozess gegen Mulcahy. Mulcahy entpuppte sich als Haupttäter der Verbrechen und als jener, der entschied, dass sexuelle Stimulation nicht mehr genug Nervenkitzel darstellte, und sich dem Morden zuwandte. Mulcahy wurde am 5. Februar 2001 wegen Mordes an drei Frauen zu drei lebenslangen Haftstrafen verurteilt.

 

Serienmörder

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