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Carl Großmann war ein deutscher Serienmörder, der zwischen 23 und 100 Morde an Frauen begangen haben soll. Er wütete in der Nachkriegszeit des Ersten Weltkriegs in Berlin-Friedrichshain. Da er sich vor seiner Verurteilung das Leben nahm, ist er der Serienmörder mit den meisten Opfern in Deutschland, der dafür nie verurteilt wurde.

 

Carl Großmann wird am 21. August 1921 verhaftet als er nackt neben der blutüberströmten Leiche von Marie Nitsche von der Polizei gestellt wird. Nachbarn hatten Hilfe gerufen nachdem sie laute Schreie einer Frau aus Großmanns Wohnung gehört hatten. Der Verdächtige Großmann versucht sich daraufhin das Leben zu nehmen, doch die Beamten können ihn davon abhalten. Die Durchsuchung der winzigen Wohnung, kaum größer als eine Wohnküche, bringt Grauenhaftes zu Tage, denn im Küchenoffen finden die Ermittler zwei verkohlte menschliche Hände eines weiteren Opfers.

 

Junge Jahre

Großmann wird am 13. Dezember 1863 in Neuruppin geboren und wächst als eines von acht Kindern eines gewalttätigen Alkoholikers auf. Der Vater schlägt und misshandelt regelmäßig seine Frau, während sich die Kinder verstecken um nicht als nächstes an die Reihe zu kommen. Schon in dieser Zeit soll Großmann Erregung empfunden haben, wenn er die verzweifelten Schreie seiner Mutter hörte.

Mit 16 Jahren entflieht er dem väterlichen Terror und zieht nach Berlin. Als er als Fleischerlehrling keinen Erfolg hat, treibt es ihn nach Süddeutschland, wo er jeglicher Moral entsagt. Er hält sich mit kleineren Diebstählen über Wasser und wird immer wieder zu kürzeren Haftstrafen verurteilt.

Zum letzten Mal wird er am 4. Oktober 1899 wegen eines Verbrechens zur Rechenschaft gezogen: Großmann berührte ein 10-jähriges Mädchen unsittlich und vergewaltigte am selben Tag eine Vierjährige, die an den Folgen des sexuellen Übergriffs verstarb. Großmann wird zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. Auch aus dieser bedrückenden Situation weiß er das Beste zu machen. Solange die Wärter nicht hinsehen, schafft er es selbst im Gefängnis seine sexuellen Fantasien an seinen Mitinsassen auszuleben.

 

Berlin-Friedrichshain

1913 kommt Großmann erneut auf freien Fuß und zieht zurück nach Berlin in das Hinterhaus der Langen Straße 88/89. In den Ersten Weltkrieg wird er aufgrund seines fortgeschrittenen Alters nicht eingezogen.

Friedrichshain ist in diesen Tagen einer der gefährlichsten und verruchtesten Orte Berlins. Rund um den Schlesischen Bahnhof, dem heutigen Ostbahnhof, kommen in diesen entbehrungsreichen Zeiten voller Arbeitslosigkeit und Armut täglich unzählige Neuankömmlinge aus ländlicheren Regionen an, um ihr Glück in der Großstadt zu versuchen. Da für die meisten dieser Traum nicht aufgeht, bleiben sie oft obdachlos. Sie geraten in einen Sog aus Kriminalität und Prostitution, in dem selbst Mord ein vermeintlich legitimes Mittel darstellt, sich über Wasser zu halten.

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Mordserie

Da ist es für die Polizei kaum verwunderlich, als ab dem Jahr 1918 im Engelsbecken und im Luisenstädtischen Kanal immer wieder Leichenteile von Frauen gefunden werden. Bis zum Jahr 1921 sollen es Leichenteile von insgesamt 23 Opfern werden. Die Beamten tappen in vollkommener Ahnungslosigkeit was den Täter betrifft. Männlich muss er sein, mehr ist nicht bekannt.

Denn in dem Milieu der scheinbaren Gesetzlosigkeit kann Großmann nahezu ungehindert wildern. Zwar geht die Angst in dem Viertel wegen der Leichenfunde um, doch vielen bleibt in der Nachkriegszeit nichts anderes übrig als ihre Zeit auf der Straße zu verbringen. So geht Großmanns Vorgehen auch weiter auf: Regelmäßig spricht er Prostituierte und Frauen, die allein unterwegs sind, an und nimmt sie mit in seine Wohnung. Er verspricht ihnen eine warme Mahlzeit oder auch mal einen Posten als seine Hauswirtschafterin, wenn sie sich denn „erkenntlich zeigen“ würden.

So nehmen es viele verzweifelte Frauen hin, dem beinahe zahnlosen Großmann zu folgen. Sie lassen sich verführen und nehmen es auch hin, dass er spezielle Sexpraktiken bevorzugt. Großmann betäubt das Gefühl der Macht über seine Opfer, doch erst ihr verzweifeltes Stöhnen und ihre Schmerzensschreie erregen ihn sexuell.

Wie viele Frauen Großmann auf diese Weise quälte, bleibt unbeantwortet. Und in diesen Zeiten geht kaum eine Frau wegen einer Vergewaltigung zur Polizei, denn immerhin hatten sie zum Geschlechtsverkehr mit ihm eingewilligt. Denn längst nicht alle hat Großmann ermordet. Nur manchmal, so gibt Großmann später zu Protokoll, benötigte er „den letzten Kick“, um zum Höhepunkt zu kommen. So auch im Fall seines letzten Opfers, der obdachlosen Marie Nitsche.

 

Verhör

Großmann gesteht drei Morde und gibt an, die Körper der Opfer zerteilt zu haben, um sie dann in der Gegend um den Schlesischen Bahnhof zu entsorgen. Die Beamten wollen ihm noch viel mehr Morde nachweisen – sie gehen von 23 bis 100 Opfern aus –, doch kurz vor Ende der Hauptverhandlung erhängt sich Großmann am 5. Juli 1922 in seiner Zelle. Er ist damit der Serienmörder mit den meisten Opfern in Deutschland, der nie für seine Taten verurteilt wurde.

Ob Großmann sich selbst an dem Fleisch seiner Opfer bediente oder dieses sogar auf seinem Wurststand weiterverkaufte, bleibt unbeantwortet.

 

Serienmörder

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