Der Fall des Preppy Killer

Er ist groß, gut aussehend, wohlhabend und hat einen großen Freundeskreis: Robert Chambers könnte eigentlich ein nahezu perfektes Leben führen. Doch es kommt anders.

 

Die Tat
Am 26. August 1986 um kurz nach sechs Uhr morgens wird der leblose Körper der damals 18-jährigen Jennifer Levin im New Yorker Central Park, direkt hinter dem Metropolitan Museum of Art, von einem Radfahrer gefunden. Ihr Leichnam ist von Schmutz bedeckt, Rock und T-Shirt sind nach oben gezogen. Vor allem an ihrem Nacken hat sie zahlreiche Biss- und Kratzspuren. An ihren beschädigten Fingernägeln sieht man, dass sie auch an ihrem Mörder Spuren hinterlassen haben muss.

 

Ermittlungen
Der Verdacht fällt sofort auf den damals 19-jährigen Robert Chambers, den Levin zu der Zeit datete und der Freunden zufolge in jener Nacht bis früh morgens mit ihr in der Bar „Dorrian’s“ gewesen sein soll. Er wird zum Verhör geladen, das sich zu einem neunstündigen Schauspiel entwickelt. Chambers gibt anfangs an, die Kratzspuren an seinen Armen, seinem Gesicht und Hals kämen von einer Katze. Später erzählt er, er wäre schlecht gelaunt ins „Dorrian’s“ gegangen, da er von dem Selbstmord eines Freundes erfahren hatte. Dort soll seine Freundin ihm eine Szene gemacht, und ihn verlassen haben. Daraufhin kam Jennifer Levin, die großes Interesse an ihm gezeigt haben soll. Immer wieder soll er sie versucht haben, abzuweisen, doch sie ließ nicht locker. Am Ende landeten sie ihm Central Park, um ein klärendes Gespräch zu führen. Doch sie soll ihn unsittlich berührt und gefesselt haben. Nach einem schmerzlichen Griff an seine Hoden soll er aus dem Affekt heraus eine seiner Hände befreit, und Levin zu Boden gedrückt haben. Alles was danach geschah, soll Chambers Aussage zufolge unbeabsichtigt gewesen sein – er hätte sich in Notwehr gegen ihre Avancen verteidigen müssen.

 

Untersuchung und Gerichtsverhandlung
Bei dieser Aussage bleibt Chambers bis zuletzt: Levin habe ihn versucht zu vergewaltigen. Für die Beamten macht das wenig Sinn. Chambers, 1,93 Meter große und 100 Kilogramm schwer, soll sich gegen die 1,7 Meter große und 55 Kilogramm schwere Jennifer Levin nicht gewehrt haben können? An Hals, Gesicht und Armen befinden sich auch überall Kratzspuren. Chambers wird daraufhin verhaftet.

Während der Ermittlungen offenbaren sich immer tiefere Abgründe von Robert Chambers. Freunde erzählen, er konsumiere seit seinem 14. Lebensjahr regelmäßig Drogen und Alkohol und hätte schon oftmals Bekannte und Fremde bestohlen. Dieser Grund führte auch zu seinem Rausschmiss an der Boston University.

Chambers Familie engagiert den damaligen Star-Verteidiger Jack Litman, der dafür bekannt war, erfolgreich die Opfer eines Verbrechens vor Gericht als die Schuldigen dastehen zu lassen. Der damalige Erzbischof von Newark, Theodore Edgar McCarrick, Taufpate von Chambers und Freund der Familie, setzt sich dafür ein, dass Robert Chambers auf Kaution frei kommt (2019 wird McCarrick aus dem Priesteramt enthoben, da gegen ihn wegen verschiedener Sexualverbrechen an Erwachsenen und Kindern ermittelt wird).

Die Jury, die für das Verfahren ausgewählt wird, ist anders als gewohnt bereits voreingenommen, denn alle Fakten des Falls sind bereits im Vorfeld in den Medien veröffentlicht worden. Litman verkauft Jennifer Levin im Gerichtssaal als eine gestörte, von Sex besessene Frau, die ein Sex-Tagebuch geführt haben soll. Am Ende kommen die Geschworenen auf kein einstimmiges Urteil. Die Staatsanwaltschaft spricht Robert Chambers daraufhin in zwei Punkten des Mordes mit bedingtem Vorsatz für schuldig und verurteilt ihn zu 15 Jahren Freiheitsentzug.

 

Neuanfang?
Chambers muss die volle Zeit aufgrund zahlreicher Verstöße absitzen. Nachdem er im Februar 2003 wieder auf freiem Fuß ist, gerät er immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt. Da die Familie Levin auch ein Anrecht auf zehn Prozent all seiner Einnahmen inklusive seines zukünftigen Einkommens erhält, versucht sich Chambers im Drogenhandel. 2007 wird er deshalb erneut verhaftet und zu 19 Jahren Haft verurteilt, die er zurzeit noch immer absitzt.